Bienen produzieren einen der beliebtesten Aufstriche: Honig. Sie befruchten die Pflanzen, sammeln Nektar, bauen ihren Wohnraum, die Waben. Dazu benötigen sie einen elementar wichtigen Rohstoff – das Bienenwachs, welches nicht nur sehr kostbar für die Tiere, sondern auch den Menschen ist. Besonders beliebt ist es mit Bienenwachs Kosmetik herzustellen und Kerzen zu ziehen. Welche Gründe das hat, wo ihr Bienenwachs kaufen könnt und ob es vegane Alternativen gibt, erfahrt ihr im folgenden Text.
Inhalt
- Herkunft & Verwendung von Bienenwachs
- Eigenschaften & Zusammensetzung von Bienenwachs
- Bienenwachs-Kosmetik: Feste Konsistenz, natürlicher Schutz & Feuchtigkeit
- Wachs aus dem Bienenstock als Ersatz für Paraffin
- Pflanzliche Alternativen zu Bienenwachs: vegan, erdölfrei, natürlich
- Natürliches Wachs vs. industrielles Wachs
Herkunft & Verwendung von Bienenwachs
Bienenwachs, lateinisch cera, wird von Honigbienen beim Bau von Bienenwaben abgesondert. Am Körper der Biene beginnen sich Wachsdrüsen zu bilden, die dann aktiviert werden, wenn die Bienen besonders viel Honig zu sich nehmen. Um ein Kilogramm Bienenwachs herzustellen, benötigen Bienen vier Kilogramm Honig. Die Bau- oder Arbeiterbienen eines Bienenvolkes, benutzen das abgesonderte Wachs anschließend, um ihre Waben zu bauen.
Der Cera alba oder Cera flava wurde früher hauptsächlich zur Herstellung von Bienenwachskerzen sowie zur Behandlung von hölzernen Oberflächen, speziell Eichen- oder Weichholzmöbeln verwendet. Heute setzt man besonders bei der Herstellung kosmetischer Produkte auf Bienenwachs: Kosmetik enthält das Wachs, da es eine ideale konsistenzgebende Grundlage für Cremes, Salben oder Lippenpflegeprodukte bildet. Es wird aus den Waben der Honigbienen gewonnen, die gleichzeitig als Aufzuchtstätte, Unterschlupf und Vorratskammer für den Honig dienen. Da die Wachsproduktion für die Bienen sehr energieaufwändig ist, solltet ihr beim Bienenwachs kaufen darauf achten, dass der Rohstoff sehr kostbar und dementsprechend teuer ist.
Eigenschaften & Zusammensetzung von Bienenwachs
Bienenwabenwachs hat viele Eigenschaften zu bieten, die es zu einem idealen Inhaltsstoff für Kosmetika machen: Da es nahezu unlöslich in Wasser und Alkohol ist, hat Cera alba eine bedeutende Schutz- und Pflegewirkung für die Hautzellen. Die lipophilen Eigenschaften und langkettigen Alkohole, auch Fett- bzw. Wachsalkohole genannt, dienen als nichtionische Tenside, sind somit in Wasser unlöslich. Ihre Funktion besteht darin, die Textur von cremigen Produkten zu verbessern und für eine höhere Viskosität zu sorgen. Im Vergleich zu kurzkettigen Alkoholen sind sie deshalb auch feuchtigkeitsspendender und fester. Im Wesentlichen besteht Bienenwachs mit einem Anteil von ca. 86 Prozent aus Palmitinsäureester und zu 14 Prozent aus Cerotinsäure.
Palmitinsäure schützt die Haut vor äußeren oxidativen Einflüssen und wirkt rückfettend, sodass die Feuchtigkeit in der Haut gehalten wird und Wasserverlust vermieden werden kann. Cerotinsäure, die zur Untergruppe der Wachssäuren gehört, ist in Wasser unlöslich und kommt beispielsweise auch in einer veganen Bienenwachs-Alternative, dem Carnaubawachs vor. Jene Säuren sind wesentlich dafür verantwortlich, dass eine wachshafte Konsistenz entsteht.
So könnt ihr euch die Beschaffenheit ähnlich wie die von normalem Kerzenwachs vorstellen. Die Wirkweise von heißem Kerzenwachs, das auf der Haut trocknet, ähnelt der Funktionsweise von Bienenwachs in kosmetischen Hautpflegeprodukten.
Wachse bestehen im Grundaufbau aus Fettsäuren, Alkoholen und Fettsäureestern. Ester entstehen, wenn eine Fettsäure und ein Alkohol unter Abspaltung von Wasser miteinander reagieren. Letztendlich besteht das Wachs zu ca. 70 Prozent aus Ester, vor allem Myricin, sowie 15 Prozent Fettsäuren, 12 Prozent Kohlenwasserstoffen und 1 Prozent Alkohol. Insgesamt sind in Bienenwachs 300 verschiedene Aromastoffe enthalten. Zunächst ist das Wachs farblos, erst durch die Beimischung von Pollenbestandteilen, Drüsensekreten und Propolisanteilen, also dem Bienenharz, entsteht die intensive Gelbfärbung.
Bienenwachs-Kosmetik: Feste Konsistenz, natürlicher Schutz & Feuchtigkeit
Kosmetik mit Bienenwachs oder das pure Wachs verwenden solltet ihr bei rissiger und trockener bis sehr trockener Haut. Auch bei gereizten oder entzündeten Hautstellen eignet es sich zur Behandlung. Dekorative Kosmetik, vor allem naturkosmetische Produkte, greifen ebenfalls auf das Wachs zurück, vor allem weil es konsistenzgebend ist. Gleichzeitig verbreitet Bienenwachs-Kosmetik einen angenehmen Duft, bildet einen leichten Schutzfilm und kann Feuchtigkeit spenden bzw. diese in der Haut halten und Juckreiz lindern.
Wenn ihr Kosmetik mit Bienenwachs kaufen möchtet, ist der Naturkosmetik-Hersteller Burt’s Bees eine gute Anlaufstelle. Naturkosmetik von Weleda, beispielsweise die Coldcream, arbeitet auch häufig mit diesem Inhaltsstoff.
Bienenwachs zur Hautpflege ist besonders geeignet für:
- Trockene Haut
- Gereizte Haut
- Entzündete Haut
Wachs aus dem Bienenstock als Ersatz für Paraffin
Für gewöhnlich wird Paraffin als konsistenzgebender Inhaltsstoffe in Kosmetika verwendet. Naturkosmetik verzichtet prinzipiell auf diesen Wirkstoff, da er aus Erdöl oder auch Braunkohle gewonnen wird – genauer gesagt ist es ein Abfallprodukt, ein Destillat aus gesättigten Kohlenwasserstoffen, die den Mineralölen zugeordnet werden.
Bienenwachs ist zwar wesentlich besser als Paraffin, jedoch ist es nicht organisch – durch die Verwendung dieses Produktes bedienen wir Menschen uns einmal mehr an einem für die Bienen wesentlichen, bedeutungstragenden tierischen Erzeugnis. Auch rein pflanzliche Produkte haben ähnliche Funktionen. Viele pflanzliche Öle und Fette werden beispielsweise aufgrund ihres hohen Anteils an Palmitinsäure als konsistenzgebende Inhaltsstoffe verwendet. Weiterhin gibt es einige pflanzliche Wachse, die es prinzipiell möglich machen Bienenwachs vegan zu ersetzen. Diese Alternativen möchten wir euch auf keinen Fall vorenthalten.
Pflanzliche Alternativen zu Bienenwachs: vegan, erdölfrei, natürlich
Pflanzliche Wachse, wie beispielsweise Carnauba- oder Candelillawachs, zählen als wasserabweisende Cuticulawachse und stammen von den oberirdischen Pflanzenteilen. Sie haben die Pflanze vor Hitze, UV-Licht und Wasserverlust geschützt. Jene Wachse wurden eigens von der Pflanze produziert und können so, wie sie die Pflanze geschützt haben auch die Haut schützen. Ähnlich verhält es sich mit Rosenwachs, das eine dünne Schicht auf den Blättern der Damaszener Rose bildet. Jenes riecht jedoch zusätzlich auch noch sehr gut.
Carnaubawachs
Carnaubawachs wird aus den Blättern der Carnauba-Palme gewonnen. Es eignet sich besonders für Allergiker, da es hautfreundlich und frei von Duftstoffen ist. Im Wachs sind hauptsächlich höhere gesättigte Fettsäuren, Carnaubasäure sowie die für Wachse üblichen Inhaltsstoffe enthalten. Die Schmelztemperatur für dieses Wachs liegt bei 87 Grad, weshalb es besonders vorteilhaft in dekorativer Kosmetik ist, weil es seine Konsistenz bewahrt und temperaturunabhängig schützt und wasserabweisend ist.
Candelillawachs
Candelillawachs wird aus der Schutzschicht der Blätter des Euphorbia cerifera, einem Wolfsmilchgewächs gewonnen. Es hat ebenfalls eine sehr hohe Schmelztemperatur von 70 Grad und entfaltet erst einen süßlich-aromatischen Duft, wenn es geschmolzen ist. Daher kommt es vorrangig in Lippenpflegeprodukten und Massagebars vor.
Beerenwachs
Beerenwachs stammt aus der Fruchtschale der Lackbaum-Früchte. Die Beeren werden gekocht, um abschließend das Wachs abzuschöpfen und zu filtrieren. Hauptsächlich sind darin Palmitin- und Stearinsäure enthalten. Aufgrund der weichen Konsistenz bietet sich das Wachs als konsistenzgebende Komponente in Lippenpflegeprodukten, dekorativer Kosmetik und weiteren Pflegeprodukten an, jedoch liegt der Schmelzpunkt gerade einmal bei 52 Grad, weshalb es sich nicht unbedingt als Bienenwachsersatz mit einem Schmelzpunkt von 61 bis 65 Grad anbietet.
Sonnenblumenwachs
Auch Sonnenblumenwachs eignet sich, um Bienenwachs vegan zu ersetzen. Im Vergleich zu den anderen Alternativen wird es aus der Wachsschicht, die sich auf den Sonnenblumenkernen befindet gewonnen. Es gilt als stark gelbildend und kann die Viskosität von kosmetischen Produkten erhöhen. Im Vergleich zu den anderen Wachsalternativen wird es außerdem aus einer Pflanze hergestellt, die in der Region wächst. Der Schmelzpunkt liegt jedoch nur bei 55 Grad.
Weitere Wachse
Eine weitere Alternative ist beispielsweise Jojobaöl, das auf den ersten Blick kein Wachs ist – es ist Öl und Wachs. Jojobaöl ist ein flüssiges Wachs, das bei Temperaturen unter 8 Grad fest wird. In Emulsionen dient es hauptsächlich als Konsistenzgeber. Darüber hinaus kann es auch bei brüchigem Haar und im Vergleich zu Bienenwachs, das für den Menschen nicht verdaulich ist, auch innerlich angewendet werden. Dort hat es eine entzündungshemmende und antimikrobielle Wirkung, die durch die Antioxidantien Vitamin A und E ergänzt wird.
Um Bienenwachs in Kosmetik zu ersetzten können auch Sheabutter und Kakaobutter verwendet werden, da sie ähnliche konsistenzgebende Eigenschaften wie andere pflanzliche Wachse haben.
Natürliches Wachs vs. industrielles Wachs
Ein natürliches oder ökologisch wertvolles Produkt muss nicht unbedingt bio sein – bei Bienenwachs ist hauptsächlich die regionale Herkunft bzw. Herstellung von Bedeutung. Dass ihr es nicht mit einem industriellen Wachs zu tun habt, lässt sich bei Bienenwachs jedoch am besten anhand von Farbe und Geruch erkennen. Das Wachs wird bei industrieller Herstellung unter hohem Druck und starker Erhitzung aus den Waben der Bienen geschleudert, wobei der charakteristische Duft von Honig und die kräftige gelbe Farbe verloren geht. Um das Wachs anschließend verarbeiten zu können werden wieder Farbstoffe und Duftöle hinzugefügt und somit die typische Charakteristik des Naturproduktes zu imitieren. Der Duft dürfte als weitaus synthetischer sein, das Wachs einen unnatürlichen Glanz tragen.
Bio-Bienenwachs stammt aus dem natürlichen Wachskreislauf in Imkereien. Innerhalb dessen nehmen die Bienenwaben im Laufe der Zeit eine dunklere, gelbe Farbe an. Dies ist ein Zeichen für die Abnutzung und zeigt an, dass die Waben nicht mehr bewohnbar sind. Imker sortieren diese alten Waben aus, sodass man daraus anschließend das Bienenwachs schmelzen kann. Das Wachs kann dann entweder wieder zum Wabenbau genutzt oder verkauft werden.
Um das Wachs verarbeiten zu können, werden beispielsweise auch Pastillen angboten. Diese können wiederum geschmolzen und in Kosmetik oder zum Kerzen-Ziehen verwendet werden. Die Kerzen kann man auch aus den Mittelwänden selbst rollen.
➤Hier findet ihr Bienenwachs zum Weiterverarbeiten.
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