Der Begriff Naturkosmetik ist in Deutschland nicht rechtlich geschützt. Nicht überall, wo Naturkosmetik drauf steht, ist daher auch tatsächlich die erhoffte Bio-Qualität drin. Damit das Naturkosmetik-Segment für den Verbraucher transparenter wird und dieser echte Naturkosmetik schneller und besser erkennen kann, bieten verschiedene Siegel eine gute Orientierung. Zu den bekanntesten gehört dabei das NaTrue-Siegel. Hier achtet man besonders auf die Inhaltsstoffe der Produkte und legt Wert darauf, dass diese so natürlich wie möglich sind und bei der Verarbeitung auch nur ein möglichst schonender Prozess zum Einsatz kommt. Künstliche Inhaltsstoffe, die so nicht in der Natur zu finden sind und synthetisch von Menschenhand geschaffen werden müssen, sind bei NaTrue-zertifizierten Produkten nicht erlaubt.
Gegründet von bekannten Naturkosmetikherstellern
Gegründet wurde NaTrue 2007 von bekannten Naturkosmetikherstellern. Darunter u.a. Weleda und Lavera. So war von Anfang an das Fach- und Hintergrundwissen vorhanden, um Standards für hochwertige Naturkosmetik festzulegen. Die Naturkosmetikvertretung hat ihren Sitz in Brüssel. Das NaTrue-Siegel besitzt eine internationale Bedeutung. Für die Hersteller hat dies den Vorteil, dass sie ihre Produkte nur einmalig zertifizieren lassen müssen, der zertifizierte Standard wird dann international anerkannt. Der Verbraucher genießt zugleich den Vorteil, dass er sich überall auf der Welt an dem Siegel orientieren kann, um echte Naturkosmetik zu erkennen. Das Label gehört mittlerweile zu den Naturkosmetik-Siegeln die am bekanntesten und weitesten verbreitet sind. So tragen bisher über 7.000 Produkte von ca. 300 Marken das begehrte Siegel.
NaTrue-Siegel – kennzeichnet die Inhaltsstoffe eines Produkts
Das NaTrue-Siegel besitzt eine internationale Gültigkeit und dient der Kennzeichnung der Inhaltsstoffe eines Produkts. Dabei werden die Inhaltsstoffe in drei Kategorien unterschieden:
- Natürliche Inhaltsstoffe: Darunter versteht man unveränderte Stoffe, die allein durch physikalische Verfahren oder Fermentierung gewonnen werden.
- Naturnahe Inhaltsstoffe: Die Form der Inhaltsstoffe wird durch eine einfache chemische Reaktion aus Naturstoffen gewonnen. Naturnahe Inhaltsstoffe dürfen gemäß NaTrue nur dann zum Einsatz kommen, wenn der gewünschte Effekt und die gleiche Funktion nicht schon durch Naturstoffe erzielt werden kann.
- Naturidentische Inhaltsstoffe: Naturidentische Stoffe findet man in der gleichen Zusammensetzung zwar auch in der Natur, jedoch nicht in der benötigten Menge oder Qualität. Es werden chemische Reaktionen genutzt, um die Stoffe nachzubilden und somit synthetisch herzustellen.
Produkte, die mit dem NaTrue-Siegel gekennzeichnet werden sollen, dürfen jedoch keine künstlichen Inhaltsstoffe beinhalten. Darüber hinaus müssen die Produkte auch tierversuchsfrei sein. Ein weiteres Kriterium, um das Siegel zu erhalten, ist, dass die Hersteller dieses nicht nur für eine kleine Anzahl ihrer Produkte verliehen bekommen können. Vielmehr wird vorausgesetzt, dass mindestens 75 Prozent des Gesamtsortiments den Standards von NaTrue gerecht wird. Insgesamt gehören die Kriterien für die Zertifizierung zu den strengsten und anspruchsvollsten im Bereich der Naturkosmetik. Das Unternehmen möchte, dass Inhaltsstoffe eines Produkts, das als Naturkosmetik gekennzeichnet werden soll, möglichst ohne chemische Veränderung auskommt.
Die Qualitätsstufen von NaTrue
Die Produkte, die die NaTrue-Zertifizierung tragen, werden noch einmal in drei Qualitätsstufen unterschieden, die sich an dem Prozentsatz der natürlichen Inhaltsstoffe orientieren:
- Naturkosmetik: Um als Naturkosmetik bezeichnet werden zu können, muss das Produkt über Inhaltsstoffe natürlichen Ursprungs verfügen. Die Inhaltsstoffe müssen hingegen aber nicht aus biologischem Anbau stammen. Viele Hersteller erfüllen dies jedoch auf freiwilliger Basis. Die Naturkosmetik-Qualitätsstufe bildet die Basis der Qualitätsstufen, auf ihr bauen die anderen beiden Qualitätsstufen auf. Für die Naturkosmetik wird zudem vorausgesetzt, dass bei den natürlichen Inhaltsstoffen nur ein sanftes Verarbeitungsverfahren zum Einsatz kommt.
- Naturkosmetik mit Bio-Anteil: Die zweite Qualitätsstufe bildet die Naturkosmetik mit Bio-Anteil. Hierfür müssen mindestens 70 Prozent der natürlichen bzw. naturnahen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft oder kontrollierter Wildsammlung stammen.
- Biokosmetik: Schließlich gibt es bei NaTrue noch die Qualitätsstufe der Biokosmetik. Hier müssen mindestens 95 Prozent der natürlichen bzw. naturnahen Inhaltsstoffe aus kontrolliert biologischer Landwirtschaft und/oder kontrollierter Wildsammlung stammen.
Bei allen drei Qualitätsstufen gelten zudem verschiedene Untergrenzen für natürliche sowie Obergrenzen für naturnahe Inhaltsstoffe. Mit Hilfe des Stufensystems haben Verbraucher die Möglichkeit, gezielter nach Produkten mit möglichst vielen natürlichen Inhaltsstoffen aus biologischem Anbau zu suchen. Die Kategorien machen es übersichtlich, wie hoch der Gehalt an Naturstoffen jeweils mindestens ausfallen muss.
Keine Tierversuche, keine künstlichen Farbstoffe und keine Silikone
Die durch NaTrue zertifizierten Produkte können mineralische, pflanzliche und auch tierische Stoffe beinhalten, beispielsweise Honig oder Wollwachs. Jedoch ist es nicht erlaubt, dass Inhaltsstoffe aus toten Wirbeltieren gewonnen werden. Tierische Fette dürfen daher beispielsweise nicht in den Produkten zu finden sein. Weiterhin verbietet es NaTrue, dass Tierversuche durchgeführt werden. Es handelt sich um ein international anerkanntes Siegel, daher müssen Hersteller in allen Ländern, in denen sie ihre Produkte anbieten wollen, auf Tierversuche verzichten. Darüber hinaus bekommen auch nur solche Produkte eine Zertifizierung von NaTrue, die ohne synthetische Duft- oder Farbstoffe auskommen und bei denen keine Silikone und Stoffe aus Erdöl zum Einsatz kommen.
Auch die Verpackung wird zertifiziert
Nicht nur das Produkt an sich steht bei der Zertifizierung im Fokus, auch die Verpackung wird bewertet. Hier legt man bei NaTrue Wert darauf, dass diese möglichst wiederverwertbar ist und aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt wird.
Greenwashing hat keine Chance
Manch ein Unternehmen möchte sich ein „Grünes Image“ zulegen und möglichst umweltfreundlich und verantwortungsbewusst in der Öffentlichkeit dastehen. Letztlich verbirgt sich hinter dem Begriff des Greenwashings jedoch lediglich eine gezielte Marketingstrategie. So lässt sich das betreffende Unternehmen lediglich einzelne Produkte zertifizieren und rückt diese meist auch in den Fokus. So kann bei dem Verbraucher schnell der Eindruck entstehen, dass es sich bei der gesamten Produktpalette um wahre Natur- und Biokosmetik handelt. Dem ist aber letztlich nicht so und Verbraucher lassen sich so schnell täuschen. Dem will NaTrue entgegenwirken. Daher wird für die Zertifizierung auch vorausgesetzt, dass mindestens 75 Prozent der Einzelprodukte einer bestimmten Produktreihe den Standards von NaTrue gerecht werden. Nur wenn das Unternehmen sich also entsprechend im Bereich der Naturkosmetik engagiert und entsprechend viel Wert auf Natürlichkeit legt, erhält es auch das NaTrue-Siegel. Der Verbraucher kann dementsprechend sicher sein, sich tatsächlich für eine wahre Naturkosmetikmarke zu entscheiden.
NaTrue führt entsprechende Kontrollen durch
Ist ein Unternehmen daran interessiert, seine Produkte mit dem NaTrue-Siegel zu versehen, muss die Zertifizierung bei einem unabhängigen Zertifizierer beantragt werden, der seinerseits durch NaTrue zugelassen ist. Im Anschluss werden zwei Kontrollen durchgeführt. In einer ersten Kontrolle widmet man sich den Unterlagen des Produktes und überprüft, ob diese den Kriterien von NaTrue gerecht werden. Bei der zweiten Kontrolle, die innerhalb der folgenden sechs Monate durchgeführt wird, wird vor Ort überprüft, ob die Herstellung der Produkte mit den Angaben in den Unterlagen auch konform ist. Die Zertifizierung wird nicht lebenslang vergeben, sondern nur für zwei Jahre. Nach dieser Zeit wird eine erneute Kontrolle durchgeführt. Kommt es seitens des Unternehmens zu einem Verstoß gegen die NaTrue-Standards, ist auch der Entzug der Zertifizierung möglich.