Startseite News Nachhaltigkeits-News #5 – Kontroverse Fleischsteuer, Milch in Flaschen beim Discounter, UN-Sonderbericht vom Weltklimarat, Cola bald aus nachhaltigeren Verpackungen?

Nachhaltigkeits-News #5 – Kontroverse Fleischsteuer, Milch in Flaschen beim Discounter, UN-Sonderbericht vom Weltklimarat, Cola bald aus nachhaltigeren Verpackungen?

von Elisabeth

Diese Woche gab es einige prägnante Ereignisse, die vor allem politischer Natur sind und Vorschläge beinhalten, wie mit dem Klimawandel umgegangen werden kann und auch Maßnahmen fordern, die dringend umgesetzt werden müssen. Außerdem gibt es auch zwei Neuigkeiten, die sich auf den Kunststoffverbrauch und alternative Ernährungsweisen beziehen. Lest selbst:

Discounter Netto bald nur noch mit Milch in Flaschen?

Milch vom Discounter ist oftmals aus vielen verschiedenen Gründen nicht sonderlich nachhaltig. Einer davon ist die Verpackung. Hierbei handelt es sich zu 99% um einen Karton aus Pappe der innen mit Plastik beschichtet ist. Dieser kann natürlich in die gelbe Tonne und wird im besten Fall recycled. Trotzdem müssen hierfür einige Rohstoffe wie Holz dran glauben. Das Mehrwegflaschen die bessere Alternative sind, sehe ich wöchentlich im Bio-Laden. Aber auch hier halten immer mehr Kartons Einzug. Meist im unteren Preissegment angesiedelt im Gegensatz zum Premium-Produkt aus der Glasflasche.

Bild: Netto-online.de Presse

Der Discounter Netto, der zur Edeka Gruppe gehört, will jetzt im unteren Preissegment ein Zeichen für mehr Nachhaltigkeit bei der Milch setzen. Zusätzlich soll die Milch immer aus der Region kommen. So gibt es in Baden-Württemberg die Schwarzwaldmilch und in Nordbayern und Osthessen die Frankenland Landmilch. Zunächst handelt es sich um eine Testphase mit 400 Filialen. „Verpackungen und Transportbehältnisse mehrfach zu nutzen, ist immer die bessere Wahl. Deshalb suchen wir, wo immer möglich, nach Wegen für mehr Mehrweg in unserem Sortiment. Bei Getränken sind wir da seit Langem führend im Lebensmitteldiscount. Milch kommt jetzt regional neu hinzu. Unser Mehrweg-Engagement umfasst darüber hinaus auch Mehrwegnetze zum Transport von losem Obst und Gemüse, Mehrwegboxen für frische Fleisch- und Wurstwaren und verschiedene wiederverwendbare Einkaufsbeutel“, betonte Christina Stylianou, die Leiterin der Netto-Unternehmenskommunikation. Falls ihr also eure Milch bei Netto kauft, einfach zur Glasflasche wechseln. Preislich liegen diese für die Landmilch bei 1,29€ bzw. 1,39€ für die Weidemilch.

Fleischsteuer für den Klimaschutz 

Um den Fleischkonsum zu minimieren und somit den schädlichen Auswirkungen der Industrie auf die Umwelt entgegenzuwirken, wird mit dem Gedanken Fleisch und Wurst höher zu besteuern gespielt. Die Idee: anstatt das System der Massentierhaltung und „Überproduktion“ von Tieren als Ware abzuschaffen, die konventionellen Strukturen durch ein nachhaltiges Konzept der Landwirtschaft und Tierhaltung zu ersetzen, sollen höhere Preise dafür sorgen, dass weniger Fleisch gekauft wird. So soll dann auch das Tierleid und die mindere Qualität von Fleischwaren aus der Welt geschafft werden – der Markt reguliert sich selbst. Agrarpolitiker von SPD, CDU und Grünen haben sich Anfang der Woche für eine Erhöhung der Mehrwertsteuer auf Fleisch ausgesprochen. Diese liegt momentan bei 7 Prozent. Mit den höheren Einnahmen soll das Tierwohl gesteigert werden. Die Mehreinnahmen würden laut der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ein hohes Tierwohl-Niveau realisieren können und hätten wahrscheinlich eine sinkende Nachfrage zur Folge, was wiederum positiv für die Klimaentwicklung wäre. Problematisch daran ist jedoch, dass die Mehreinnahmen nicht zweckgebunden sind und ein breiter politischer Konsens notwendig ist, um die Steigerung des Tierwohls in den Betrieben planbar zu machen und schließlich auch zu erreichen. Außerdem ist der Steuersatz umsatzgebunden: teurere Premium-Waren würden viel höher belastet als Billig-Fleisch, was dem Sinn einer Fleischsteuer komplett entgegenwirkt. Bio-Fleisch würde im Gegensatz zu 2 Euro-Steaks im Preis viel höher steigen und nicht nur um ein paar Cent: „Stattdessen wird über den Preis der Anreiz geschaffen, dass mehr Menschen wieder zu billigerem Fleisch greifen“, so Julia Merlot, Redakteurin bei Spiegel Online.
Mit der Forderung einer Fleischsteuer steht außerdem zur Debatte, warum nicht alle tierischen Produkte besteuert werden – die Milchkuh stellt durch den Methan-Ausstoß eine große Klimabelastung dar, die Standards für die Geflügelhaltung sind bisher absolut nicht förderlich für die Steigerung des Tierwohls. Eine Besteuerung könnte zwar einen Rückgang der Nachfrage zwischen 10 und 20 Prozent zur Folge haben, so der Agrarwissenschaftler Joachim von Braun. Jedoch rechnet der Agrarökonom Achim Spiller auch damit, dass ärmere Verbraucher viel stärker belastet werden würden. Die Steuer sei im besten Fall ein erster Schritt zum Rückgang des Fleischkonsums und würde die Klimabelastung minimal senken. Sie kann jedoch nicht das Ende der Diskussion sein. Das Konzept würde an sich einen hohen Mehraufwand mit sich bringen, den viele Landwirte nicht stämmen können. Außerdem würde eine Preissteigerung von 50 Cent bei einem Kilopreis von unter fünf Euro wahrscheinlich kein Umdenken der Verbraucher nach sich ziehen. Daher brauche die Politik laut dem Agrarbiologen Rudolf Wiedmann ein umfassendes landwirtschaftliches Gesamtkonzept, beispielsweise ein staatliches, verpflichtendes Tierwohl-Siegel. Eine Fleischsteuer wäre vor allem eins: sozial ungerecht. Jedoch birgt sie auch die Hoffnung, dass Verbraucher vermehrt zu pflanzlichen Grundnahrungsmitteln greifen. Eine Überlegung könnte noch sein, die Steuern auf nachhaltige Tierhaltung bei 7% zu belassen und sie nur auf industrielle Haltung zu erhöhen.

UN-Sonderbericht zum Klimawandel

Im aktuellen Sonderbericht des Weltklimarats IPCC, ist dokumentiert vor welchen Problemen die Menschheit steht und welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Menschen zu ernähren ohne die Natur als ihre Existenzgrundlage weiterhin zu zerstören. Der Report basiert auf mehreren Tausend Studien. Die Ergebnisse zeigen: die Landflächen werden knapp. Bereits 70 Prozent der eisfreien Landflächen werden genutzt, 12 Prozent können nicht bewirtschaftet werden, etwa hochalpine Gebiete oder Wüsten. Effektiv sind noch 18 Prozent bisher ungenutzte Fläche für die Landwirtschaft brauchbar. Laut Almut Arneth, Ökosystem-Forscherin am Karlsruher Institut für Technologie und eine Autorin des IPCC-Berichts, sei das Problem, dass durch die industrielle Landwirtschaft chemische, energieintensive und umweltschädliche Mittel und Praktiken angewendet werden, während immer mehr landwirtschaftliche Fläche genutzt wird, da die Weltbevölkerung wächst. Auch hier wird wieder die intensive Fleischproduktion angesprochen: Der Fleischkonsum sei absurd hoch, die Nutzfläche für die Tierproduktion beträgt ca. 80 Prozent. Für Futtermittel und Weideflächen gehen Wälder drauf. Statt der Produktion von Sauerstoff geht es um tonnenweise Methan, das in die Luft geblasen wird. Durch mehrere Studien wurde belegt, dass sich die Kohlenstoff-Emissionen um fast 80 Prozent senken ließen, wenn die Ernährung bis 2050 auf einen Anteil von nur 15 Prozent tierischer Kalorien umgestellt werden würde (Global and Planetary Change: Weindl, 2017).
Bedenklich sei auch der unbedachte Kauf und Nicht-Konsum von Lebensmitteln, die einfach auf dem Müll landen. Hier handelt es sich um bis zu 30 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel, das sind 222 Millionen Tonnen jährlich. All jenes mache ca. 25 Prozent der Böden unfruchtbarer, was wiederum Ursache des Klimawandels und Symptom der Erderwärmung ist. Dies habe auch die Ausbreitung von Wüsten und ein Schwinden des Regenwalds zur Folge. Jenes hängt wiederum auch mit der erhöhten landwirtschaftlichen Nutzung des Regenwalds zusammen. Im IPCC-Report wird deutlich, dass andere Pflanzen angebaut werden müssen, um den Klimawandel zu begrenzen, Feuer, Dürren und Extremwetterereignisse zu verhindern, die mittel- bis langfristig eine Nahrungsmittelknappheit mit sich bringen würden. Als Reaktion auf den Report will die Bundesregierung am 20. September ihre Klima-Strategie vorstellen.

Pepsi und Coca-Cola distanzieren sich von Plastik-Lobby  

Unter Druck der Umweltschutzorganisation Greenpeace haben sich die Softdrink-Hersteller Coca-Cola und PepsiCo dazu entschlossen aus der Plastics Industry Association auszutreten. Grund seien Differenzen bezüglich der Überzeugungen und Ziele der zukünftigen Unternehmensführung. Den ersten Schritt machte Coca-Cola, Pepsi folgte, indem es sich von den Grundsätzen des Verbandes distanzierte. Coca-Cola verfolge nun das Ziel seine Produkte bis 2030 zu mindestens 50 Prozent aus recycelten Kunststoffen herzustellen, Pepsi will seine Aquafina-Produkte in Aluminium-Dosen verkaufen. Beide Maßnahmen sind nicht wirklich ambitioniert und gerade für zwei der größten Getränkehersteller weltweit Pillepalle. Wenn sich Coca-Cola als Firma, die drei Millionen Tonnen Plastikverpackungen pro Jahr produziert dazu entschließt gegen seine unheimliche Verschwendung vorzugehen, ist das trotzdem ein kleiner Fortschritt und könnte der Anfang sein und viele andere Hersteller mit zum Umdenken zwingen.

Bild: https://www.coca-colacompany.com/stories/world-without-waste

Europa: Knapp 75 Millionen Menschen ernähren sich vegan und vegetarisch

Auf rund 75 Millionen wird laut der Plattform Live Kindly die Anzahl der Menschen geschätzt, die sich in Europa vegetarisch oder sogar vegan ernähren. Die Schätzungen orientieren sich am Bericht „Der Fleischatlas“ der Heinrich-Böll-Stiftung aus dem Jahr 2014. Der Gesamtdurchschnitt ist innerhalb Europas nur leicht angewachsen, in England ist beispielsweise ein stärkeres Wachstum zu verzeichnen. Auch die Anzahl der Flexitarier hat europaweit zugenommen. Momentan beläuft sich die Zahl der vegan lebenden Menschen in Deutschland auf knapp 1,3 Millionen und 8 Millionen Vegetarier. Nicht besonders viel, jedoch gaben 54 Prozent der Befragten in einer Studie von Kantor Emnid, einem Marktforschungsinstitut für Wachstum, aus dem Jahr 2018 an, dass sie weniger Fleisch konsumieren wollen. Planet Market Reports geht von einem Wachstum des globalen Marktes für pflanzliche Fleischalternativen von US$ 4.05 Milliarden auf US$ 7 Milliarden in 2025 aus. Ähnliches gilt für pflanzliche Milch. Der Trend zu Ersatzprodukten steigt und wird auch von großen Unternehmen wie Nestlé oder Unilever aufgegriffen. Das bringt eine tiefgreifende Veränderung der Märkte mit sich, erhöht letztendlich aber den Konsum von Produkten, die durch unmoralisch handelnde, ausbeutende Großunternehmen finanziert werden, die durch die Herstellung anderer Produkte tüchtig den Klimawandel antreiben. Das Problem: Ersatzprodukte führen zusätzlich zur Fleischindustrie und -produktion, die ebenfalls auf die pflanzliche Grundlage, beispielsweise Soja angewiesen sind, zu einer erhöhten Umweltbelastung. Für beide Produktionsstränge werden massenhaft Landflächen benötigt. Würde all das, was zur Tierfütterung eingesetzt wird in Ersatzprodukten verarbeitet werden, würde sich die Klimabelastung ganz anders entwickeln. 75 Millionen ist zwar eine gute Zahl. Jedoch könnten jährlich 8,3 Millionen Tonnen CO2 durch reduzierten Fleischkonsum aller Bürger in Deutschland eingespart werden. Würden alle auf vegetarische Ernährung umsteigen, läge der Wert bei 37 Millionen Tonnen.


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1 Kommentar

Andrea 14. August 2019 - 10:24 pm

Ich halte die Ideen zur “ Weltrettung “ für Augenwischerei!
Eine starke Lobby trägt ihre Machenschaften weiterhin nur unter einem neuen Deckmantel auf dem Rücken der Kunden aus und zu Lasten der Natur und der Tiere !!!
Die Ideen wären gut wenn Wirtschaft und Politik nicht permanent ihre eigenen Interessen verfolgen würden !

Antworten

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