Startseite Berlin 5 Gründe, warum ihr morgen zur „Wir haben es satt“-Demo gehen solltet

5 Gründe, warum ihr morgen zur „Wir haben es satt“-Demo gehen solltet

von Elisabeth

Das neue Jahr hat begonnen! Somit sind alle frisch und munter, um wieder für eine ökologische Agrarwirtschaft auf die Straße zu gehen. Am Samstag, den 18. Januar 2020 findet wieder einmal eine Großdemo des Netzwerks „Wir haben es satt!“ in Berlin statt. Ab 12 Uhr finden sich alle Teilnehmer am Brandenburger Tor zusammen, um 12.30 Uhr gemeinsam loszulaufen und Alarm zu schlagen – darum solltet ihr unbedingt Kochtöpfe mitbringen. Falls ihr noch gute Gründe braucht, um zur Demo zu gehen: here you go!

wir haben es satt demo 2020

Was die EU, ihre Agrarpolitik und „Wir haben es satt“ miteinander zu tun haben

Die EU hat eine Gemeinsame Agrarpolitik (GAP) – oder tut zumindest so als ob. Wie sich jene weiterentwickeln soll, wird 2020 über die Agrarreform entschieden. In Kraft treten soll die neue GAP jedoch sowieso erst ab 2021. Insgesamt stehen der EU 60 Milliarden Euro für die Agrarwirtschaft zur Verfügung. Mit einem Anteil von 40 Prozent des gesamten EU-Haushalts, ist die europäische Landwirtschaft der am besten geförderte Bereich. Das Problem am GAP ist jedoch, dass vor allem die großen Landwirtschaftsbetriebe finanzielle Unterstützung bekommen und subventioniert werden. Hingegen müssen kleine, ökologische Betriebe sowie Umwelt- und Naturschutz zurückstecken. Weiterhin gibt es einige bürokratische Hürden, die bei der Beantragung von Förderprämien zu nehmen sind und die Umstellung auf Ökolandbau erschweren, obwohl diese sogar durch eine sogenannte Greening-Prämie unterstützt wird. 

Bereits 2018 hat die EU-Kommission Vorschläge für eine Agrarreform gebracht, die grundsätzlich an der bisherigen Säulen-Struktur festhalten. Eine Neuerung wäre, dass von jedem Mitgliedstaat ein Strategieplan für eine GAP erarbeitet wird, der beide Säulen mit einbezieht. Somit könnten zukünftig Kontrollen, Sanktionen und diverse landwirtschaftliche Maßnahmen nicht mehr auf EU-, sondern auf staatliche Ebene verlagert werden, sodass jedes Land anhand diverser Standards und Ziele eigene Umwelt- und Klimaschutzmaßnahmen treffen kann. Dabei wurden neun gemeinsame Ziele festgelegt, darunter ein gerechtes Einkommen für Landwirte, die Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit, die Festlegung von Klimaschutzmaßnahmen und der Schutz von Lebensmittelqualität und Gesundheit. 

Nach Aussage des BUND ist mit der Einigung über einen neuen Sieben-Jahres-Haushalt, der ab 2021 gültig sein wird, nicht vor Sommer 2020 zu rechnen. Damit die GAP auch tatsächlich gerechter und ökologischer wird, sollten jedoch einige Forderungen erfüllt werden, darunter: 

  • Die pauschale Flächenprämie muss schrittweise zugunsten der Förderung von Umwelt- und Tierschutzleistungen abgeschafft werden, da sonst vor allem große Betriebe profitieren, die eine viel schlechtere Umweltbilanz haben. 
  • In den Bereichen Biodiversität, Klimaschutz und Umweltschutz sollten feste Budgets beschlossen werden, damit auch tatsächlich Maßnahmen ergriffen werden. 
  • Der Umbau der Tierhaltung sollte mit GAP-Geldern finanziert werden. 
  • Gesetze, Marktregulierungen und Kennzeichnungen müssen auf eine ökologisch-bäuerliche Landwirtschaft ausgerichtet werdend regionale Wertschöpfungsketten unterstützt werden. 
  • Die europäische Agrarwirtschaft darf keine negativen Auswirkungen auf die Länder des Globalen Südens haben, indem sie weiterhin rücksichtslos verhindert, dass sich durch EU-Importe lokale wirtschaftliche Strukturen aufbauen können und durch ihre immensen Emissionswerte einen erheblichen Beitrag zur Klimaerwärmung leistet. 

Darum braucht es eine gerechte, ökologische und intelligente Agrarwende, die vor allem zum Klimaschutz beiträgt und ein lebenswertes Geschäft für Landwirte ermöglicht.

5 Gründe, um auf die Demo zu gehen

  1. Die Agrarlobby ist der Feind einer gerechten ökologischen Landwirtschaft. Bisher sollen die Subventionen in Milliardenhöhe weiterhin vor allem Großbetrieben mit viel Landfläche zugute kommen, die viel und schnell produzieren, aber vor allem umweltschädlich wirtschaften. Somit können Investoren mit staatlicher Unterstützung mehr Ackerland kaufen, während tausende Klein-Betriebe schließen müssen. Daher sollten Fördergelder vor allem Bauernhöfen zugute kommen, die gute Tierhaltungsbedingungen haben und ökologisch wirtschaften.
  2. Die Bundesregierung will den Ökolandbau bis 2030 auf 20 Prozent der Fläche steigern. Dafür müssen mehr GAP-Gelder auf Öko-Prämien aufgewendet werden. Möglich wird das nur, wenn die Sache als wichtig genug erachtet wird. Deshalb müssen viele Menschen Präsenz zeigen und Druck machen!
  3. Durch die industrielle Landwirtschaft, die kapitalistisch wirtschaften muss, da sie sich sonst nicht halten kann, kommt es zu großen Umweltbelastungen, die durch den Pestizideinsatz, Soja-Anbau, Massentierhaltung und vieles mehr entstehen. Viel schlimmer daran ist, dass die Betriebe durch die Massenproduktion Hungerlöhne bekommen und es sich rein wirtschaftlich mittlerweile rechnen würde, wenig und dafür ökologisch anzubauen. Weiterhin führen Dumping-Exporte dazu, dass der europäische Markt längst nicht mehr nur für Europa, sondern auch beispielsweise China oder Länder des Globalen Südens produziert, um noch mehr Geld zu scheffeln. Dadurch wird es für diese Länder unmöglich, eigene Strukturen aufzubauen, die nichts mit Nestlé, Arla oder Danone zu tun haben. 
  4. Support your locals: Regional zu kaufen und kleinbäuerliche Betriebe zu unterstützen hilft dem Klima und schwächt Großkonzerne und somit auch eine Landwirtschaft, die schnell, viel und billig produzieren will. Zudem: die Nachfrage reguliert den Markt – je weniger Menschen bestimmte Dinge kaufen, desto notwendiger wird es, sich andere Strategien zu überlegen. (Hier bekommt ihr noch weitere Gründe, warum es sich lohnt, regionale Lebensmittel einzukaufen.)
  5. Die Demo findet zum Auftakt der Internationalen Grünen Woche in Berlin statt, während 70 Agrarminister das Global Forum for Food and Agriculture (GFFA), eine internationale Konferenz für agrar- und ernährungspolitische Fragen abhalten. Am 18. Januar wird eine abschließende informelle Agrarminister-Konferenz abgehalten, die Anlass der Demo ist. Also: Hin da – wir haben es satt, dass Landwirtschaft ungerecht, unökologisch und kapitalistisch funktioniert!

Die zentralen Forderungen von „Wir haben es satt!“ sind:

  • Die Agrarwende muss finanziert werden, da Bauernhöfe den Umbau nicht alleine stammen können. Mit Subventionen und fairen Preisen ist es viel eher möglich eine artgerechte Tierhaltung sowie Klima- und Umweltschutz in die Tat umzusetzen.
  • Das EU-Mercosur-Abkommen muss ein klares Veto bekommen, um einen gerechten Welthandel möglich zu machen und globale Bauernrechte zu schützen. Das Abkommen würde vor allem den Fleisch- und Sojahandel betreffen, dementsprechend höchstwahrscheinlich zur Abholzung von Regenwald und der Zerstörung des Lebensraums vieler Arten und der indigenen Bevölkerung führen.  

Ihr wollt gutes Essen und das überall auf der Welt? Dann markiert euch den 18.01.2020 und kommt zur „Wir haben es satt“-Demo in Berlin!

Foto: Wir haben es satt

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