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Der Mann hinter der BIO COMPANY: Georg Kaiser im Interview

von Elisabeth

Im Frühjahr habe ich das Biolebensmittelcamp besucht – eine Veranstaltung, auf der sich Bio-Experten treffen und zu branchenrelevanten Themen austauschen. Ein wichtiger Aspekt dabei war die Ernährung der Zukunft. Sind kleine Bio-Betriebe zukunkftsfähig, kann sich jeder Bio leisten und welche Trends lassen sich im Food-Bereich erkennen? Auf diese und weitere Fragestellungen ging Georg Kaiser, Mitgründer und Geschäftsführer des Biomarkets BIO COMPANY ein, der hauptsächlich im Raum Berlin-Brandenburg ansässig ist. Da Herr Kaiser seit mehreren Jahrzehnten in der Bio- und Lebensmittelbranche unterwegs ist, habe ich ihn gebeten, mir noch einmal Rede und Antwort zu stehen, damit auch ihr einen kleinen Einblick in genannte Themen bekommt. Viel Spaß mit dem Interview.

Georg Kaiser

Hallo Herr Kaiser, stellen Sie sich meinen Lesern doch bitte erst einmal kurz vor. Wer sind Sie und was machen Sie?

Ich bin 51 Jahre alt, lebe mit meiner 6-köpfigen Familie in Berlin-Charlottenburg.
Bis 1999 habe ich noch im konventionellen Lebensmittelhandel gearbeitet, bis ich mit diesem Prinzip des maximalen Drucks auf Bauern, Produzenten und Mitarbeiter nicht mehr mitgehen konnte. Mit der Krankenschwester Undine Paul habe ich dann 1999 im Alter von 32 Jahren BIO COMPANY – die natürlichen Supermärkte  – gegründet. Die ersten 3-4 Jahre habe ich selbst intensiv in den Läden gearbeitet – von der Kasse über die Theken bis zur Obstabteilung. Mit dem (nicht geplanten) Wachstum kamen vor allem Führungs- und Verwaltungsaufgaben auf mich zu. Heute sehe ich mich als Weiterentwickler, Impulsgeber, Motivator, Treiber und  „Erhalter“ der Werte des Unternehmens mit 1.650 Mitarbeitern. Darin sind auch die Mitarbeiter unserer unternehmenseigenen Fleisch- und Wurstmanufaktur BIOMANUFAKTUR HAVELLAND sowie die unserer eigenen Logistik enthalten. 

Wieso arbeiten Sie in der Bio-Branche?

Nirgends habe ich vorher so viel von meinen persönlichen Vorstellungen von nachhaltigem  Wirtschaften vorgefunden. Ich habe das Gefühl ganz viel Positives zu bewegen und die Welt tatsächlich wieder ein kleines Stück besser zu machen. Impulse entfalten Wirkung. Ich kenne die meisten unserer Lieferanten noch persönlich. Das ist gelebte Gemeinschaft.

Wie mainstream kann Bio überhaupt sein?

Bio ist schon einige Jahre mainstream. 85 Prozent der Bevölkerung geben an, hin und wieder Bio zu kaufen.
Für uns als Fachhandel ist die Herausforderung, Kunden an die wirklich überzeugten Bio-Akteure zu binden. Weil man mit dem Einkauf bei BIO COMPANY eine ganzheitliche Bioidee unterstützen kann. Das Sortiment der BIO COMPANY ist 100 Prozent Bio! Maximal regional und stammt möglichst aus kleinen und mittelgroßen Unternehmen.
Der konventionelle Handel listet Bio nur in seltenen Fällen aus Überzeugung. Wenn Bio morgen nicht mehr „en vogue“ wäre, hätte man sicher kein Problem die Regale wieder für glyphosatbehandelte und überdüngte Produkte freizumachen. Wir SIND BIO – mit Haut und Haar. Deshalb kämpfen wir für strenge Kriterien. Strengere Kriterien verhindern aber manchmal auch die schnelle Ausdehnung. Dafür gewährleisten sie aber auch, dass es nicht nur ein grünes Feigenblatt ist (greenwashing). 

Kann sich Ihrer Meinung nach jeder Bio-Lebensmittel leisten?

Bei gewisser Priorisierung der Ausgaben könnten sich sicher 80 Prozent der Haushalte voll Bio ernähren. Dazu gehört auch ein verändertes Essverhalten. Also weniger, aber artgerecht erzeugtes Fleisch zum Beispiel. Die untersten Einkommensgruppen könnten sich gezielt vollwertige Produkte wie Bio-Brot, Bio-Gemüse herauspicken. Es gibt ein Buch „Arm aber Bio! Das Kochbuch“. Die Autorin hat sogar im Fachhandel eingekauft. Unser Ziel sollte aber erst mal sein, sich auf die 80 Prozent zu konzentrieren. Da gibt´s noch ‘ne Menge Potenzial ☺. 

Wie setzen Sie Saisonalität und Regionalität in Ihren Filialen um?

Das ist gelebte Einkaufspolitik bei BIO COMPANY. In seltenen Fällen gehen wir Kompromisse ein, weil wir glauben und erleben, dass unsere Kunden da mitgehen. Dazu zählt beispielsweise ganzjährig Äpfel und auch Zwiebeln anzubieten.  In 3-4 Monaten im Jahr (Mai-August) können diese Produkte auch aus Argentinien kommen. Der CO2- Abdruck ist dennoch okay, weil sie mit großen Containerschiffen und nicht per Flugzeug nach Deutschland kommen. Bei der Banane, die es ja nicht regional gibt, läuft es ja das ganze Jahr so. Wir schaffen in vielen Warengruppen eine hohe Regionalität. Zum Beispiel bei Eiern und Frischmilch – also Dinge des täglichen Bedarfs – sind wir bei fast 100 Prozent aus der Region. Bei Fleisch und Wurst haben wir – dank unserer eigenen BIOMANUFAKTUR HAVELLAND – zu 80 Prozent ein regionales Sortiment. Bei Brot sind es auch 75 Prozent. Insgesamt liegen wir in der Spitze bei 45 Prozent Umsatzanteil aus der Region (Hauptsaison August/September). Wir haben im Raum Berlin/Brandenburg über 100 regionale Partner, die uns beliefern. 

Kleene Bio Company

Kürzlich haben Sie die „Kleene BioCompany“ eröffnet – eine Filiale, die insbesondere Take-away- und Convenience-Produkte listet. Wie lautet die Idee dahinter?

Wir leben in einer vielbeschäftigten Stadt – und in der Gegend, in der wir die „Kleene BIO COMPANY“ eröffnet haben, in der Rudi-Dutschke-Straße, wird fast nur gearbeitet – nicht gewohnt und selbst gekocht. Für diese Zielgruppe haben wir unser Sortiment angepasst. 

Schließen sich Bio und convenience nicht aus?

Nein – warum? Wenn wir Bio verbreiten wollen, müssen wir BIO so einfach wie möglich zugänglich und konsumierbar machen. Das sogenannte IDEAL – zu Hause wird gekocht und die Familie trifft sich zum Essen – das gibt es doch fast nirgends mehr. 

Die Masse will es natürlich schnell und unkompliziert. Was halten Sie dagegen von Unverpackt-Läden?

Das ist eine grandiose Idee. Menschen, die viel Zeit mitbringen können und möglichst nachhaltig einkaufen wollen, also auch verpackungsoptimiert, finden dort vieles, was sie brauchen. Auch BIO COMPANY hat in ihren neuen größeren Läden schon ansehnliche Unverpackt-Stationen. Zum Beispiel in der Yorckstraße, wo wir auf 6 Metern 80 Artikel zum Selbstabfüllen anbieten. Übrigens auch Frischmilch und gefiltertes Trinkwasser. Eigentlich bewegen wir uns wieder zurück – also „back to the roots“. In den ersten BIO COMPANY-Filialen haben wir noch aus Fässern heraus alles abgefüllt. Durch die neuen Silos hat man die Nachteile (z.B. Mottenbefall und andere hygienische Probleme) besser in den Griff bekommen. Daher sind wir da wieder eingestiegen. 

Unverpackt Bio Company

Gehen wir in 10 Jahren überhaupt noch so einkaufen, wie wir es heute gewohnt sind?

Gewisse Gruppen werden sich verstärken wie z.B. gemeinschaftlicher Gemüseanbau. Aber das Hauptproblem – die (gefühlt) fehlende Zeit – wird der Ausweitung des Selbst-Gärtnerns im Wege stehen. Außerdem können wir als BIO COMPANY ja die guten Produkte direkt zu den Kunden bringen. Lieferservices werden sicher zunehmen. Aber auch erst dann, wenn die Verbraucher bereit sind, für diese Services mehr zu bezahlen. Aktuell verlieren die Unternehmen Unsummen an Mitteln, wenn sie „homedelivery“ machen. 

Welche zukünftigen Trends sehen Sie für die Food- und speziell für die Bio-Lebensmittel-Branche?

Noch ehrlichere, authentischere Produkte. Den Trend, weniger aber besser zu Essen. Das Bedürfnis sich mit den Produkten, die man konsumiert auseinanderzusetzen, ja gar zu verbinden.  
Die ganzen technischen Spielereien (Apps und dergleichen) halte ich im Bereich Lebensmittel für nicht sinnstiftend und daher für wenig aussichtsreich. Es sei denn, ich kann die o.g. Bedürfnisse nach Information damit stillen.

Und welcher davon ist wirklich zukunftsfähig und massenkompatibel?

Das weiß ich leider nicht ☺. Unter gewisser sich ändernden Voraussetzung kann ich mir mehr Lieferservices schon vorstellen. 
Alles Gute und Ihnen viel Erfolg in der Beziehung mit Ihren Leserinnen und Lesern. 

Vielen Dank für das Interview, Herr Kaiser.

Bio Company Georg Kaiser

Eure Meinung ist gefragt

Dass sich Bio auch Menschen mit weniger Geld leisten können, davon bin ich auch überzeugt – insbesondere, wenn auf regionale und saisonale Produkte gesetzt wird. Eine weitere Meinung dazu, findet ihr in diesem Interview. Dem Aspekt, dass bio und convenience gut zusammen passen, stehe ich – anders als mein Interviewpartner – ein wenig kritisch gegenüber. Klar, so werden mehr Menschen erreicht, aber gleichzeitig birgt das immer ein höheres Verpackungsaufkommen, was ja dem Bio- und Nachhaltigkeitsgedanken wiederum im Weg steht.

Wie ist eure Meinung dazu?

Fotos: BIO COMPANY

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2 Kommentare

Claudia 31. Mai 2018 - 6:23 pm

Wenn man den Grundgedanken hinter bio betrachtet, passt das natürlich nicht mit Convenience Produkten zusammen. Aber es ist natürlich ein interessanter Markt, den sich auch die Bio Branche nicht entgehen lassen will. Und es ist natürlich eine weitere Chance, noch mehr Menschen zu erreichen und zu überzeugen. Schwierig, aber sicher geht der Trend wirklich in diese Richtung.
Danke, dass du uns an dem Interview hast teilhaben lassen.

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K r a m p , Martin 27. November 2021 - 3:26 pm

Intoleranz boykottieren!

Werte Verantwortungsträger des Unternehmens „Biocompany“,
nach unseren entsprechenden Erlebnissen in Ihrem Markt in der Reichsstraße in Berlin-Charlottenburg am Donnerstag, den 25.11.2021, haben Sie klar und eindeutig dokumentiert, daß Sie all Ihre angebliche Qualität & Andersartigkeit in der Bewältigung gesellschaftlicher Probleme den Menschen lediglich vorlügen und vorspielen. Substanz, Ehrlichkeit und Wahrheitsliebe besitzt das leitende Personal bei Ihnen leider nicht. Sie haben sich wie alle anderen schweigend in den im Gleichschritt marschierenden Zug der linksfaschistischen Zerstörer der menschlichen Gemeinschaft eingereiht. Ihre auf Ihren Internetseiten hochgelobte Toleranz ist eine freche und infame Lüge.
Die mittlerweile weltweiten Meldungen darüber, daß die SARS-2 CoVid-19 CORONA-VIRUS-Plandemie in Wirklichkeit eine künstlich erzeugte false-flag-operation zur anstgeschürten Ablenkung und brutalen Einführung der seit Jahrzehnten erwarteten Neuen-Welt-UN-Ordnung des Vatikan ist, interessieren Sie in keinster Weise. Sie folgen willig und in vorauseilendem Gehorsam dieser wirklich kranken, tiefbraunen Gesinnung, die völlig gesunde Menschen mit Hilfe dieses verbrecherischen ANGST-Propaganda-Betruges eines nicht real existenten, sondern rein fiktiven Virus zwingen will, ihr Gehirn und ihre eigene Urteilskraft auszuschalten. Sie sollen sich willenlos konditionieren und unterwerfen lassen. Völlig gesunde Menschen werden dadurch komplett rechtlos gestellt um sie danach ihrer Arbeitsmöglichkeiten zu berauben und sie schlußendlich in einem Akt der Eugenik mittels – als Rettung verkaufter (..!!!) – Biowaffen-Giftspritze zu entsorgen..!! Pfui Deibel. Sie sind für einen gesunden Menschenverstand das Allerletzte…
Völlig gesunde Menschen zu einer medizinisch völlig nutzlosen, ja nach Arbeitsschutzvorschriften der Versicherer sogar massiv schädigenden Unterwerfungsmaske zu zwingen, wenn sie sich Lebensmittel kaufen wollen, stellt rein strafrechtlich ein Nötigungsverbrechen nach § 240 Strafgesetzbuch dar und ist darüberhinaus in vielen weiteren Punkten strafbar.
Damit erbringen Sie jeden Tag den Beweis, daß es sich bei Ihrem Unternehmen um ein kriminelles, politisch-ideologisch motiviert handelndes Syndikat handelt. Derartige Firmen haben keinerlei Daseinsberechtigung und müssen flächendeckend boykottiert werden.

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