Naturkosmetik und „grüne Produkte“ liegen im Trend. Kein Wunder also, dass auch konventionelle Hersteller auf diesen Zug aufspringen. Dabei besteht allerdings das Problem, dass diese von den Inhaltsstoffen her gar nicht so „grün“ sind, wie sie erst einmal aussehen. Um den Überblick zu behalten, und die Unterschiede zwischen naturnaher Kosmetik, Naturkosmetik und konventioneller Kosmetik zu erkennen, hilft euch dieser Artikel.
Alles andere als natürlich: konventionelle Kosmetik
Herkömmliche oder auch konventionelle Kosmetik umfasst alle Kosmetikprodukte, die gesetzlich erlaubt und frei zu kaufen sind. Es gibt eine große Bandbreite an Inhaltsstoffen, die hierfür verwendet werden dürfen. So zum Beispiel auch zahlreiche synthetisch hergestellte Stoffe, die zwar Tests unterzogen werden, aber dennoch gesundheitsgefährdend sein können. Hierzu zählen sowohl Parabene als auch scharfe Tenside, wie Sodium Laureth Sulfate und Sodium Lauryl Sulfate. Auch Inhaltsstoffe auf Mineralölbasis, die umweltschädlich sind, kommen in zahlreichen konventionellen Kosmetikprodukten zum Einsatz.
Konventionelle Kosmetik bieten zum Beispiel folgende Hersteller an:
- L’oréal
- Nivea
- Astor
- Dove
- Fa
- bebe
Was ist naturnahe Kosmetik?
Der Begriff naturnahe Kosmetik ist – genau wie der Begriff Naturkosmetik – in Deutschland nicht geschützt. Dadurch haben Hersteller viele Möglichkeiten, ihre Produkte hier einzuordnen und ihnen ein grünes Image zu verleihen. Bei naturnaher Kosmetik handelt es sich um konventionelle Kosmetik, die mit einzelnen pflanzlichen Inhaltsstoffen, Bio-Ölen oder auch dem Verzicht von bestimmten schädlichen Inhaltsstoffen, wie Parabenen, wirbt. Viele Inhaltsstoffe sind allerdings synthetischer Natur, wie Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe, die bei Naturkosmetik verboten sind. Naturnahe Kosmetik steht somit zwischen konventioneller Kosmetik und Naturkosmetik, wobei man darauf achten muss, dass sie nicht konventioneller Kosmetik gleicht und die Hersteller lediglich Greenwashing betreiben. Unter Greenwashing versteht man herkömmliche Produkte, die lediglich mit einem grünen Image werben, aber dennoch schädliche Inhaltsstoffe einsetzen. Grüne Verpackungen oder Aufschriften wie „natural“ könne dabei in die Irre führen.
Zu naturnaher Kosmetik zählen unter anderem folgende Hersteller bzw. Produktlinien:
- Ahava, Balea Nature, Kiehls, Korres, L’Occitane
- Nivea Natural Balance, Nuxe, Origins, Rituals
- The Body Shop, Yves Rocher
Es gibt allerdings auch Marken, die mehrere Ansätze verfolgen und mit verschiedenen Produktlinien sowohl konventionelle als auch naturnahe Kosmetik führen.
So bietet zum Beispiel Nivea klassische Produkte, als auch die Natural Balance Reihe an, die Bio-Arganöl enthält und ohne Parabene auskommt. Auch Balea – die Eigenmarke von dm – bietet neben konventionellen Produkten mit Balea Nature eine naturnahe Serie an. Diese enthält Bio-Olivenöl und kommt ohne Silikone und Mineralöle aus. Beides sind bessere Alternativen zu konventioneller Kosmetik, kommen aber noch lange nicht an Naturkosmetik heran.
Was ist Naturkosmetik?
Was bei naturnaher Kosmetik teilweise praktiziert wird, ist bei Naturkosmetik verboten: Der Einsatz bestimmter Inhaltsstoffe. Hierzu zählen neben Parabenen, Silikonen und Inhaltsstoffen auf Mineralölbasis auch synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe. Außerdem sind natürliche Inhaltsstoffe garantiert und auf Tierversuche wird verzichtet. Nur wer diese Kriterien erfüllt, darf die Bezeichnung Naturkosmetik verwenden. Ganz sicher könnt ihr gehen, wenn Produkte ein Naturkosmetik-Siegel tragen. Dabei ist noch wichtig zu wissen, dass nicht alle Produkte einer Marke oder Produktlinie zertifiziert sein müssen, sondern auch einzelne Cremes, Shampoos und Co. ein Label tragen können. Zu den bekanntesten Siegeln in Deutschland zählen Natrue, Ecocert und BDIH. Wenn ihr mehr über die einzelnen Siegel und zertifizierte Naturkosmetik wissen wollt, lest hier weiter.
Siegel sind ein guter Ansatz, Naturkosmetik zu erkennen. Es gibt aber auch Marken, bei denen es sich um Naturkosmetik handelt und die kein Siegel tragen. Dies ist zum Beispiel bei kleinen, noch jungen Unternehmen der Fall, die sich eine Zertifizierung nicht leisten können. Beispielsweise das kleine österreichische Unternehmen mysalifree trägt keines der gängigen Naturkosmetik-Siegel, obwohl die Produkte die Richtlinien um Längen übertreffen. Auch Angel Minerals trägt (noch) kein Naturkosmetik-Siegel, obwohl das Mineral Make-up rein natürlichen Ursprungs ist und alle Naturkosmetik-Richtlinien erfüllt.
Es gibt auch Hersteller, die sowohl naturnahe als auch Naturkosmetik führen. So zum Beispiel Burt’s Bess. Deren Lippenpflegestifte sowie weitere Produkte des Sortiments gelten als Naturkosmetik. In einigen Produkten wird allerdings der chemische Konservierungsstoff Phenoxyethanol eingesetzt, der bei Naturkosmetik nicht erlaubt ist. Gleiches gilt für Annemarie Börlind.
Wenn ihr Kosmetik kaufen wollt, bei der es sich um Naturkosmetik handelt, findet ihr hier eine Übersicht an Naturkosmetik-Marken.
konventionelle Kosmetik | naturnahe Kosmetik | Naturkosmetik | |
---|---|---|---|
Bio-Anteil | nein | nicht vorgegeben | nicht vorgegeben* |
chemische Inhaltsstoffe allgemein | erlaubt | erlaubt | nein |
Parabene | erlaubt | erlaubt | nein |
Mineralöl | erlaubt | erlaubt | nein |
synthetische Duft-, Farb- und Konservierungsstoffe | erlaubt | erlaubt | nein |
Tierversuche an einzelnen Inhaltsstoffen | erlaubt | erlaubt | nein |
*Naturkosmetik bedeutet nicht, dass die Inhaltsstoffe in Bio-Qualität enthalten sind. Je nach Zertifizierung, Preis und Markenphilosophie variiert dieser stark. Bei Produkten, die das Ecocert-Siegel tragen, muss der Bio-Anteil bei mindestens 5% liegen.
Wie erkenne ich den Unterschied zwischen naturnaher und Naturkosmetik?
Auch wenn Produkte durch ihre Verpackungen oder Aufschriften natürlich wirken, heißt das noch lange nicht, dass es sich hierbei um Naturkosmetik handelt. Wie bereits beschrieben, könnt ihr euch an Siegeln orientieren, mit denen ihr auf der sicheren Seite seid.
Dennoch müssen auch Produkte ohne Siegel nicht schlechtere Inhaltsstoffe aufweisen, wie sich an den oben genannten Beispielen zeigt.
Bevor ihr euch für ein Kosmetik-Produkt entscheidet, solltet ihr immer einen Blick auf die INCI-Deklaration, also die Inhaltsstoffe werfen. Außerdem könnt ihr eure Kosmetik dort einkaufen, wo ausschließlich gute Inhaltsstoffe verwendet werden. Ihr werdet zum Beispiel im Bioladen, aber auch in Onlineshops wie Ecco Verde fündig.
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