Fühlt ihr euch oft schlapp und müde? Euch fehlt es an Energie und Antrieb oder ihr habt das Gefühl, etwas stimmt nicht mit eurem Körper? Häufig ist ein übersäuerter Körper die Ursache. Die moderne Ernährungs- und Lebensweise bringt den Säure-Basen-Haushalt aus dem Gleichgewicht – mit verheerenden Folgen. Aber viele bringen die Symptome gar nicht mit einer Übersäuerung in Verbindung. Wer sich hilfesuchend an einen Arzt wendet, bekommt meist Tabletten oder andere Medikamente gegen die Symptome verschrieben. Nach der Ursache wird nur selten geforscht. Dabei steht die Übersäuerung am Anfang vieler Gesundheitsprobleme.
Inhalt
- Der Säure-Basen-Haushalt des Menschen – was kann ich mir darunter genau vorstellen?
- Übersäuerung – Symptome
- Übersäuerung des Körpers: Die Ursachen
- Eine Übersäuerung erkennen
- Was tun bei Übersäuerung?
Der Säure-Basen-Haushalt des Menschen – was kann ich mir darunter genau vorstellen?
Meistens wird der Begriff „Übersäuerung“ gleichgesetzt mit „Sodbrennen“. Sodbrennen ist das Ergebnis eines übersäuerten Magens. Das ist allerdings nur ein Symptom eines gestörten Säure-Basen-Haushalts.
Saure und basische Bereiche im Körper
In dem ausgeklügelten System unseres Körpers gibt es sowohl saure als auch basische Regionen. Ein pH-Wert von weniger als sieben steht für ein saures Milieu, von sieben bis 14 handelt es sich um ein basisches Milieu.
Regionen mit saurem Milieu: Scheide, Dickdarm und Magen
Regionen mit basischem Milieu: Blut (leicht basisch zwischen 7,35 und 7,44), Zwischenzellflüssigkeit und Dünndarm
Kommt es zu Schwankungen des pH-Werts im Blut, leidet der Transport von Nährstoffen und Sauerstoff. Elektrolyte werden nicht mehr ausreichend verteilt, selbst die Reizleitung des Nervensystems und die Erregbarkeit der Muskelzellen sind betroffen.
Puffersysteme des Körpers
Um den pH-Wert des Blutes möglichst konstant zu halten, verfügt der Körper über verschiedene Regelmechanismen. Sogenannte Puffersysteme fangen Säuren im Körper ab.
Puffer im Blut:
- Kohlensäure-Bicarbonat-System, stellt mit der Hälfte der gesamten Kapazität den wichtigsten Puffer dar
- Hämoglobin (rote Blutkörperchen) und Phosphorproteine
Bestandteile der Säuren werden an Bicarbonat-Ionen gebunden und damit neutralisiert. In der Folge entsteht Kohlendioxid und Wasser. Das Kohlendioxid wird mit der Atemluft ausgeatmet. Auf diese Weise können beachtliche Mengen abtransportiert werden.
Weitere Möglichkeiten der Ausscheidung von Säuren:
- Nieren: Langfristige Ausscheidung über Bicarbonat, Ammoniak, Carbonat- und Citratverbindungen. In den Nieren werden auch solche Säuren abgefangen, die über die Atemluft nicht ausgeschieden werden können.
- Schweiß
- Darm
Damit die Ausscheidung der Säuren gut funktionieren kann, ist es wichtig, dass ihr möglichst viel trinkt. Am besten eignet sich stilles Wasser.
Übersäuerung – Symptome
Ist der Körper übersäuert, kommt es zu einem Mineralstoffmangel und Schlacken, die sich im Körper an verschiedenen Stellen ablagern können. Im Anfangsstadium der Übersäuerung arbeitet das System auf Hochtouren, um die Säureflut abzupuffern und auszuscheiden. Erst wenn das nicht gelingt, kommt es zu ersten Symptomen wie Müdigkeit, Unwohlsein und Antriebslosigkeit.
Da diese Symptome sehr unspezifisch sind und viele Ursachen haben können, denkt man meist nicht an eine Übersäuerung.
Im weiteren Verlauf kommt es dann zu weiteren Symptomen bis hin zu gesundheitlichen Problemen wie einer vermehrten Faltenbildung, Cellulite, Gefäßerkrankungen (Arteriosklerose, also Verengung der Blutgefäße, Bluthochdruck), Arthrose und Arthritis oder zu Gallensteinen, Nierensteinen und Blasensteinen.
Die Ursache sind neutralisierte Säuren, die in Salz oder auch Schlacken genannt, umgewandelt werden. Sind die Ausscheidungsorgane wie Haut, Nieren, Lunge und Darm mit deren Ausscheidung überfordert, werden die Schlacken eingelagert. Bei der Neutralisierung von Harnsäure entstehen Harnsteinkristalle, die sich in den Gelenken ablagern.
Übersäuerung des Körpers – Ursachen
Eine der Hauptursachen für einen übersäuerten Körper ist die ungesunde Lebensweise, die oftmals den modernen Lebensstil beherrscht. Darüber hinaus gibt es aber auch Erkrankungen oder bestimmte Medikamente, die zum Ungleichgewicht im Säure-Basen-Haushalt führen können.
Übersäuerung & Ernährung
Bei der Verstoffwechselung der Nahrung fallen unterschiedliche Mengen an Giften, Säuren und Stoffwechselendprodukten an, die vom Körper neutralisiert und ausgeschieden werden müssen. Nimmt die Menge überhand, sind die Regelmechanismen damit überfordert. Diese Nahrungsmittel, die heutzutage oft auf dem Speisezettel stehen, begünstigen die Übersäuerung.
Saure Lebensmittel – Liste:
- Tierische Eiweiße (Fleisch und Wurst, aber auch Fisch oder Eier)
- Milch und Milchprodukte
- Soja
- Backwaren
- Kohlensäurehaltiges Wasser
- Cola, aber auch alle anderen Softdrinks
- Kaffee
- Alkohol
- Nikotin
- Toxine, also Gifte, die durch Bakterien und Pilze im Körper anfallen
- Synthetische Zusätze wie Konservierungsmittel, Süßstoffe, Farbstoffe, Geschmacksverstärker
- Übersäuerung der Muskeln durch Sport („Muskelkater“)
- Stress, Ärger und Sorgen
Einige der aufgeführten Lebensmittel gelten durchaus als gesund und sollten nicht grundsätzlich vom Einkaufszettel gestrichen werden. Entscheidend ist das Verhältnis der säurebildenden und basenbildenden Mineralstoffe zueinander. Ein wichtiger säurebildender Stoff ist Phosphor und sein Gegenspieler ist Calcium. Beide Mineralstoffe werden für starke und gesunde Knochen und Zähne gebraucht. Sie liegen im Körper im Verhältnis eins zu zwei vor. Das bedeutend, der Körper braucht mehr als doppelt so viel Calcium wie Phosphor. Getreide-, Milch- und Fleischprodukte enthalten allerdings deutlich mehr Phosphor als Calcium. So kommt es zu einer Verschiebung des Gleichgewichts und der Körper übersäuert. Dieses Ungleichgewicht betrifft die anderen Mineralstoffe.
Zur basenbildenden Gruppe der Mineralstoffe gehören Natrium, Kalium, Calcium, Magnesium und Eisen. Säurebildende Mineralstoffe sind beispielsweise Schwefel, Phosphor, Jod und Chlor.
Übersäuerung des Körpers durch Krankheiten
Im medizinischen Bereich unterscheidet man zwei Ursachen:
- Metabolische Azidose: Wird verursacht durch Diabetes oder schwere Nierenerkrankungen. Auch Nebenwirkungen von Medikamenten können die Ursache sein. Je nach Krankheit sammeln sich bestimmte Säuren im Körper an, die wiederum verschiedene Krankheitsbilder hervorrufen (Ketoazidose oder Lactatazidose).
- Respiratorische Azidose: Diese Form entsteht, wenn über die Atemluft nicht genügend Kohlendioxid abgeatmet werden kann. Das ist der Fall, wenn die Lungenfunktion durch Erkrankungen oder Medikamente vermindert oder der Atemantrieb verringert ist.
Des Weiteren unterteilt die Medizin eine Azidose nach Schweregrad.
- Die Chronisch latente Azidose ist der Zustand, unter dem die meisten Betroffenen leiden. Die basischen Pufferreserven sind zwar teilweise verbraucht, es ist aber noch nicht zu einer Veränderung des pH-Wertes gekommen. Um die Säuren weiterhin abwehren zu können, geht der Körper ans Eingemachte und setzt Mineralsalze, die in den Knochen und Zähne eingelagert sind, frei. So wird eine Vielzahl von Erkrankungen begünstigt oder verschlimmert. Die latente Azidose ist von der Schulmedizin trotz entsprechender Studien noch nicht anerkannt, wird aber in der alternativen Medizin als Funktionsstörung akzeptiert. Auch immer mehr Schulmediziner öffnen sich den Erkenntnissen und beziehen die latente Azidose in den Behandlungsansatz mit ein.
- Liegt eine kompensierte Azidose vor, arbeiten die Ausscheidungsorgane auf Hochtouren. Sämtliche Puffersysteme sind maximale ausgereizt. Der pH-Wert im Blut ist noch nicht unter 7,35 gesunken, also noch nicht im sauren Bereich.
- Sinkt der Wert unter 7,35, spricht man von einer dekompensierten Azidose. Der Körper kann die Menge an Säuren und Giften nicht mehr bewältigen. Die Ursache sind chronische Krankheiten, das diabetische Koma oder ein länger andauernder Herz-Kreislauf-Stillstand.
Eine Übersäuerung erkennen
Die chronisch latente Übersäuerung nachzuweisen ist nicht so einfach, wie ihr vielleicht denkt. Zwar könnt ihr den pH-Wert des Urins messen. Urinstreifen für eine einmalige Messung könnt ihr in jeder Apotheke bekommen und sie sind einfach zu verwenden. Der so ermittelte Wert sagt allerdings nur etwas über den pH-Wert im Urin aus. Wie es um die Basenspeicher im Körper bestellt ist, erfahrt ihr auf diese Weise leider nicht. Dazu werden aufwändigere Messverfahren benötigt. Es gibt drei gebräuchliche Methoden zur Säurebestimmung:
Messmethode nach Sander: Aus insgesamt fünf Urinproben wird nicht nur der pH-Wert ermittelt, sondern zusätzlich die gebundenen sauren und basischen Anteile. Aus dem Durchschnitt dieser Daten wird die Messzahl errechnet, welche die Säurebelastung des Körpers angibt.
Sammelurin: Über 24 Stunden wird der Urin gesammelt und analysiert. Auf diese Weise kann die Säureausscheidung der Niere ermittelt werden. Je größer diese ist, desto stärker ist der gesamte Organismus belastet. Allerdings ist die Durchführung umständlich und nur wenige Institute führen diese Analyse durch.
Bestimmung der Pufferkapazität im Blut: Durch die Analyse von Blut und Plasma können Rückschlüsse auf den Puffergehalt der einzelnen Zellen gezogen werden. Je geringer der Puffergehalt, desto stärker die Übersäuerung. Diese Blutanalyse wird allerdings nur von einigen Speziallabors angewandt.
Deutlich einfacher dagegen ist es, die eigenen Ernährungsgewohnheiten zu überprüfen. Dazu führt ihr am besten ein Ernährungsprotokoll, das ihr anhand einer Ernährungstabelle oder mit Hilfe eines Säure-Basen-Rechners auswerten könnt. Mit einer basischen Ernährung wird der Übersäuerung entgegengewirkt.
Was tun bei Übersäuerung?
Um den Säure-Basen-Haushalt ausgleichen zu können, müsst ihr euren Körper entsäuern. Es gibt verschiedene Mittel gegen Übersäuerung, die kurmäßig angewendet werden können. Auf Dauer ist es sinnvoll, die Ernährung umzustellen.
Zu den Basentherapeutika, die ihr in Apotheken oder Reformhäusern kaufen könnte, zählen
- Salze der Zitronensäure (Citrate, beispielsweise Kalium-, Calcium- oder Natriumcitrat)
- Heilerde
- Kombipräparate aus verschiedenen Mineralstoffen und Vitaminen
- Natriumbicarbonat.
Kombipräparate zum Körper entsäuern
Zur Verstoffwechselung von Citraten verbraucht der Organismus Säure. Aus diesem Grund sind die Salze der Zitronensäure hilfreich, um die Blutpuffersysteme zu regenerieren. Der Vorteil von Citraten ist, dass sie den Magen unbeschadet passieren und die Verstoffwechselung erst im Dünndarm erfolgt. Dort zerfällt es in die chemischen Bestandteile Kalium-Kationen und Citrat-Anion. Säuren können vom Citrat-Anion aufgenommen werden, es entsteht Zitronensäure. Diese kann zu Wasser und Kohlendioxid abgebaut und über Niere und Lunge ausgeschieden werden.
Werden einzelne Mineralstoffe überdosiert, kann das allerdings auch schwerwiegende Folgen haben. Da es seltener vorkommt, dass ein Mangel an einem Mineral herrscht, solltet ihr zu einem Kombipräparat greifen. Dann könnt ihr den Synergieeffekt der Mineralien untereinander optimal nutzen, ihr wirkt dem Ungleichgewicht im Mineralstoffhaushalt entgegen und vermeidet die Überdosierung eines einzelnen Wirkstoffes. Kombipräparate enthalten eine ausgewogene Mischung aus Magnesium-, Calcium-, Kalium- und Natriumcitraten.
Ein empfehlenswertes Produkt zur Entsäuerung des Körpers ist das Bio-Rechtsregulat von Dr. Niedermeier. Es enthält kaskadenfermentiertes Konzentrat aus verschiedenen Früchten, Nüssen und Gemüse und liefert neben Magnesium auch Zink, Mangan, Chrom sowie sämtliche B-Vitamine, Vitamin C und Vitamin D. Somit trägt es nicht nur zu einem ausgeglichenen Säure-Basen-Haushalt bei, sondern unterstützt euren Körper auch bei anderen Funktionen.
Andere Wirkstoffe zur Entäußerung des Körpers
Oft werden noch andere Hausmittel zur Entsäuerung des Körpers angeboten, die allerdings in der Wirkung nicht an Kombipräparate heranreichen können. Dazu gehören Folgende:
Mit Heilerde den Körper entsäuern: Heilerde hat nur eine schwache säurebindende Wirkung, die noch im Magen einsetzt. Sie eignet sich vor allem, um Sodbrennen zu lindern. Bei einem latent übersäuerten Körper reicht die Wirkung nicht aus, um die Puffersysteme wieder zu regenerieren.
Mit Bicarbonaten den Körper entsäuern: Bestimmt habt ihr auch schon davon gelesen, dass Natron eine basische Wirkung hat. Natron, auch Natriumbicarbonat oder Natriumhydrogencarbonat genannt, wird zum Backen verwendet und findet sich in den meisten Haushalten. Was verführerisch naheliegend klingt, hat allerdings Nachteile. Natron wird durch den sauren pH-Wert im Magen aufgelöst und neutralisiert die Magensäure. Die basische Wirkung ist also komplett auf den Magen beschränkt. Das Ergebnis der Zersetzung des Bicarbonats ist Natriumchlorid, also Kochsalz, und Kohlendioxid. Das Gas, das im Magen freigesetzt wird, führt zu Aufstoßen oder sogar zu Magenschmerzen.
Allgemein solltet ihr bei den Mitteln gegen Übersäuerung darauf achten, dass sie sich erst im Dünndarm auflösen. Geschieht das bereits im Magen, entsteht nicht nur Kohlendioxid mit unangenehmen Folgen. Die Magensäure ist nicht nur am Verdauungsvorgang entscheidend beteiligt. Darüber hinaus tötet sie auch Bakterien ab und hilft bei der Verwertung wichtiger Vitamine, beispielsweise dem Vitamin B12. Wird sie neutralisiert, kann sie ihren Aufgaben nicht mehr nachkommen. Der Schuss geht gewissermaßen nach hinten los.
1 Kommentar
Die Begründung für die Kritik an Natron ist sachlich falsch. Gelöstes Natron auf nüchternen Magen getrunken (der neutral ist, weil Säure nur nach Nahrungsaufnahme sezerniert wird!), passiert den Magen entlang der kleinen Kurvatur und gelangt direkt in den Dünndarm. Selbst wenn Natron von der Magensäure neutralisiert wird, muss zur Salzsäurebildung im Gegenzug Bicarbonat ins Blut abgegeben werden, das heißt, es kommt systemisch zur Entsäuerung!
Viele Ausführungen hier sind physiologisch unhaltbare Halbeahrheiten.