Die Anzahl der Siegel für Naturkosmetik ist relativ leicht zu überblicken. Allerdings hat jedes Siegel andere Kriterien für seine Zertifizierung, weshalb es für Laien doch schnell unübersichtlich werden kann. Die größten Siegel für Naturkosmetik in Deutschland sind BDIH, Natrue und Ecocert. Im Folgenden findet ihr eine Naturkosmetik-Siegel Übersicht mit den jeweiligen Merkmalen und Kriterien, die an die Produkte und Inhaltsstoffe gestellt werden.
Inhalt
- Wofür Naturkosmetik-Siegel gut sind
- BDIH, Ecocert & Natrue im Vergleich
- Weitere Siegel für Naturkosmetik
Wofür Naturkosmetik-Siegel gut sind
Ein Siegel für Naturkosmetik garantiert, dass in einem Produkt nur natürliche Inhaltsstoffe enthalten sind und am Endprodukt keine Tierversuche durchgeführt wurden. Die Inhaltsstoffe müssen jedoch nicht ausschließlich aus biologischem Anbau stammen. Deshalb gibt es immer noch viel Naturkosmetik, die nur zu Teilen Bio-Inhaltsstoffe enthält.
Viele Hersteller werben mit „rein natürlichen Inhaltsstoffen“. Das ist problematisch, weil in den meisten Fällen mehr Chemie als Natur enthalten ist: „natürlich“ ist kein geschützter Begriff und daher irreführend. Wenn ihr sicher sein wollt, dass eure Produkte nur natürliche Inhaltsstoffe enthalten, solltet ihr auf Siegel achten und zu zertifizierter Naturkosmetik greifen. Hier sind Stoffe wie Mineralöl, Silikone, Parabene sowie künstliche Duft- und Farbstoffe verboten. Sicherheit geben die Labels von BDIH, Natrue und Ecocert. Genaueres erfahrt ihr in meiner Naturkosmetik-Siegel Übersicht.
BDIH, Ecocert & Natrue im Vergleich
Im Folgenden findet ihr die wichtigsten Fakten rund um die drei bekanntesten Siegel gegenübergestellt.
| BDIH | Ecocert | Natrue |
Merkmale | kennzeichnet Naturkosmetik in Bio-Qualität Rohstoffe müssen aus biologischem Anbau stammen 15 pflanzliche Rohstoffe müssen aus biologischem Anbau stammen | kennzeichnet Biokosmetik und Naturkosmetik, ökologische Reinigungs-, und Waschmittel Synthetische Inhaltsstoffe dürfen zu maximal fünf Prozent enthalten sein, wenn sie mineralischen Ursprungs sind Inhaltsstoffe müssen zu 95 Prozent natürlichen Ursprungs sein |
kennzeichnet Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bio-Anteil und Biokosmetik
mindestens 75 Prozent einer Produktreihe müssen den Kriterien entsprechen
|
Nicht erlaubt
| Gentechnik Tierversuche und tierische Rohstoffe, die als Bestandteil eines Tieres und nicht als von ihm hergestelltes Produkt gelten chemisch-synthetische Stoffe auf Erdölbasis, Silikone etc. |
Tierversuche und tierische Rohstoffe, die als Bestandteil eines Tieres und nicht als von ihm hergestelltes Produkt gelten
| Mineralöle, Silikone, synthetische Duftstoffe oder Konservierungsstoffe Tierversuche und tierische Rohstoffe, die als Bestandteil eines Tieres und nicht als von ihm hergestelltes Produkt gelten |
Marken | Alviana, Aubrey Organics, Apeiron, Benecos, Bioturm, Dr. Hauschka, Farfalla, i+m Naturkosmetik, Khadi, Luvos, Sante, Speick Naturkosmetik, Tautropfen | Alva Naturkosmetik, Dabba, Eco Cosmetics, Florame, Lakshmi, Madara | Alterra, Alverde, Bi good, Dr. Bronner’s, Dr. Hauschka, Farfalla, Lavera, Logona, Oceanwell, Primavera, Sante, Weleda |
BDIH
Der BDIH ist der Bundesverband deutscher Industrie- und Handelsunternehmen für Arzneimittel, Nahrungsergänzungsmittel und Reformwaren sowie Körperpflegemittel. Der Verband arbeitet schon seit 1951 als Non-Profit Organisation und führte 2008 einheitliche europaweite Standards für Natur- und Biokosmetik ein. Ein Fokus liegt auf der Durchführung von Tierversuchen: so dürfen sowohl bei der Herstellung, Entwicklung oder Prüfung von Rohstoffen als auch bei den Endprodukten keine Tests an Tieren durchgeführt werden. Das Siegel gibt es mittlerweile seit 2001 und wird weltweit vergeben. Die Kriterien für zertifizierte Naturkosmetik beim BDIH sind:
- Produkte dürfen keine künstlich hergestellten Farb- und Duftstoffe, Silikone, Paraffine oder andere Erdölprodukte enthalten
- Rohstoffe müssen überwiegend aus biologischem Anbau stammen
- tierisch produzierte Inhaltsstoffe, wie Milch oder Honig sind zugelassen, tierische Fette hingegen nicht
- Gentechnik ist verboten
- die Verpackungsmaterialien müssen aus recycelten Materialien bestehen
- 15 pflanzliche Rohstoffe müssen zertifiziert bio sein, darunter zum Beispiel Jojobaöl, Sojaöl, Olivenöl, Palm- und Kokosöl
- Tierversuche sind verboten.
Hier erfahrt ihr mehr über den BDIH

Ecocert
Das Naturkosmetik-Siegel von Ecocert gibt es seit 2002 und wird weltweit an Bio- und Naturkosmetik sowie ökologische Reinigungs- und Waschmittel vergeben. Bei dieser Zertifizierung wird zwischen synthetischen und natürlichen Inhaltsstoffen unterschieden. Als natürlich gelten Zutaten, die pflanzlichen, mineralischen oder tierischen Ursprungs sind. Dabei dürfen tierische Inhaltsstoffe nur verwendet werden, wenn es keine pflanzlichen Äquivalente gibt. Sie dürfen keinesfalls Bestandteil eines Tieres sein, aber von Tieren hergestellt – zum Beispiel Honig oder Milch. Tierversuche sind verboten.
Synthetische Inhaltsstoffe, die aus Erdöl oder Erdgas gewonnen werden, dürfen überhaupt nicht verwendet werden. Wenn sie jedoch mineralischen Ursprungs sind, wie beispielsweise Benzoesäure oder Benylalkohol, dann ist die Verwendung erlaubt. Generell sind maximal fünf Prozent synthetischer Inhaltsstoffe zugelassen, 95 Prozent müssen natürlichen Ursprungs sein. Auch bei Ecocert wird in Bio- und Naturkosmetik unterschieden. Zu den Kriterien für ein Naturkosmetik-Siegel bei Ecocert zählen:
- Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau sowie erneuerbare Ressourcen werden bevorzugt
- die Verarbeitung sollte die Umwelt so wenig wie möglich belasten
- die Umweltauswirkungen der Inhaltsstoffe müssen bei der Zertifizierung mitbedachtet werden.
Hier erfahrt ihr mehr über Ecocert

Natrue
Auch Natrue ist ein internationaler Non-Profit Verband, der 2007 gegründet wurde und seit 2009 weltweit Naturkosmetikprodukte zertifiziert. Seit 2014 sind auch bei diesem Siegel für Naturkosmetik Tierversuche verboten. Der Verband unterscheidet zwischen drei verschiedenen Zertifizierungsstufen:
- Naturkosmetik, in der natürliche und naturnahe Inhaltsstoffe enthalten sein müssen.
- Naturkosmetik mit Bio-Anteil, die mindestens 70 Prozent Bio-Inhaltsstoffe enthalten muss.
- Biokosmetik mit mindestens 95 prozentiger Anteil an natürlichen, biologischen Inhaltsstoffen.
Die Kriterien für eine Zertifizierung orientieren sich an den Inhaltsstoffen des jeweiligen Produkts. Jene werden in drei Gruppen unterteilt:
- Natürliche Inhaltsstoffe, die unverändert bleiben und nur durch physikalische Verfahren oder Fermentieren gewonnen werden können.
- Naturnahe Inhaltsstoffe, die durch zugelassene chemische Reaktionsverfahren mit natürlichen Inhaltsstoffen entstanden sind (Erdöl ausgeschlossen).
- Naturidentische Inhaltsstoffe, also Pigmente, Mineralien oder Konservierungsstoffe. Jene werden im Labor reproduziert, kommen aber in der Natur vor und sind deshalb als Zutat erlaubt, wenn sie unabdingbar sind.
Künstliche Inhaltsstoffe sind nicht zulässig.
Weiterhin werden Kriterien an die Verpackungsmaterialien gestellt. Um Greenwashing zu verhindern müssen mindestens 75 Prozent der Einzelprodukte einer Produktreihe den Anforderungen entsprechen und durch das Naturkosmetik-Siegel zertifiziert werden.
Hier erfahrt ihr mehr über Natrue

Weitere Siegel für Naturkosmetik
Wenn ihr besonderen Wert auf Inhaltsstoffe legt, die nicht nur bio, sondern noch hochwertiger sind, empfiehlt sich Biokosmetik, die mit dem Demeter-Siegel ausgezeichnet ist. Dementsprechend müssen in einem Produkt mit dem Naturkosmetik-Siegel über 90 Prozent der Zutaten in Demeter-Qualität enthalten sein. Dazu zählen zum Beispiel Produkte der Marke Martina Gebhardt.
International begegnen euch noch einige weitere Siegel für Naturkosmetik. Dazu gehört zum Beispiel ICADA.
Viele Naturkosmetikprodukte sind zusätzlich durch die Vegan-Blume der Vegan Society ausgezeichnet. Die Produkte sind komplett vegan und frei von Tierversuchen. Gentechnik ist hier nur verboten, wenn tierische Gene oder tierische Substanzen verwendet werden würden. Solang die Produkte gekennzeichnet werden, ist Gentechnik aber erlaubt. Bei Produkten mit der Vegan-Blume muss es sich aber nicht prinzipiell um Naturkosmetik handeln.