Glycerin ist ein vielseitiger Inhaltsstoff, der in der Kosmetik, Lebensmittelindustrie und Pharmazie eine zentrale Rolle spielt. Mit seiner Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden und Produkte zu stabilisieren, ist der Stoff ein unverzichtbarer Bestandteil zahlreicher Anwendungen. Doch woher stammt dieser Stoff, wie wird er hergestellt, und welche Herausforderungen bringt seine Nutzung mit sich? Dieser Artikel beleuchtet die wichtigsten Fakten zu Glycerin – von seinen chemischen Eigenschaften über seine Verwendung bis hin zu seiner Bedeutung für Nachhaltigkeit.
Inhalt
- Was ist Glycerin?
- Geschichte von Glycerin
- Anwendungen von Glycerin
- Wirkung & Vorteile
- Mögliche Nachteile
- Glycerin und Nachhaltigkeit
- Kauf und praktische Anwendung von Glycerin
- Fazit
Was ist Glycerin?
Glycerin, chemisch als 1,2,3-Propantriol bezeichnet, ist eine klare, dickflüssige Substanz ohne Geruch und mit einem leicht süßlichen Geschmack. Es gehört zur Gruppe der Zuckeralkohole und ist besonders für seine Fähigkeit bekannt, Feuchtigkeit aus der Umgebung anzuziehen und zu speichern. Diese Eigenschaft macht es zu einem der wichtigsten Inhaltsstoffe in Kosmetik, Lebensmitteln und Pharmazeutika.
Chemische Eigenschaften
Die chemische Struktur von diesem Zuckeralkohol besteht aus drei Hydroxylgruppen (-OH), die ihm seine wasserlöslichen und hygroskopischen Eigenschaften verleihen. Dadurch kann es Feuchtigkeit effektiv binden, was vor allem in der Hautpflege von Vorteil ist. Zudem ist Glycerin biologisch abbaubar und gilt als umweltfreundlich, da es in natürlichen Kreisläufen vollständig zerlegt wird.
Eigenschaft | Details |
---|---|
Aussehen | Klare, sirupartige Flüssigkeit |
Geruch/Geschmack | Geruchlos, leicht süßlich |
Löslichkeit | Vollständig wasserlöslich |
Hygroskopie | Zieht Feuchtigkeit aus der Umgebung an |
Biologische Abbaubarkeit | Vollständig, umweltfreundlich |
Schmelzpunkt | Etwa 18 °C |
Siedepunkt | Etwa 290 °C |
Wie wird Glycerin hergestellt?
Der Stoff kann sowohl aus natürlichen als auch aus synthetischen Quellen gewonnen werden. Die beiden Hauptmethoden sind:
- Natürliche Herstellung: Glycerin entsteht als Nebenprodukt bei der Verseifung von Fetten und Ölen, beispielsweise bei der Seifenherstellung oder der Produktion von Biodiesel. Hierbei werden pflanzliche Öle wie Kokos-, Raps- oder Palmöl verwendet. Nachhaltigere Alternativen gewinnen den Zuckeralkohol aus Abfallstoffen der Biodieselproduktion.
- Synthetische Herstellung: In petrochemischen Prozessen wird Glycerin aus Erdöl-Derivaten hergestellt. Diese Methode ist kostengünstig, jedoch aufgrund der Abhängigkeit von fossilen Rohstoffen weniger umweltfreundlich. Synthetisches Glycerin wird insbesondere in der Industrie verwendet, wenn hohe Reinheit oder spezielle Eigenschaften gefragt sind.

Geschichte von Glycerin
Der Stoff wurde 1779 vom schwedischen Chemiker Carl Wilhelm Scheele entdeckt, als er Olivenöl mit Bleioxide erhitzte. Dabei isolierte er eine süßlich schmeckende, zähflüssige Substanz bzw. Flüssigkeit, die er „Ölzucker“ nannte. Diese Entdeckung legte den Grundstein für die spätere industrielle Nutzung des Zuckeralkohols.
Im 19. Jahrhundert gewann die Flüssigkeit vor allem durch die Seifenherstellung an Bedeutung, bei der es als Nebenprodukt anfiel. Gleichzeitig wurde es zu einem zentralen Rohstoff in der Sprengstoffherstellung. Die Entwicklung von Dynamit durch Alfred Nobel im Jahr 1867 machte Glycerin weltweit bekannt und zu einem unverzichtbaren Stoff in der Industrie.
Im 20. Jahrhundert rückten die kosmetischen und pharmazeutischen Eigenschaften von Glycerin zunehmend in den Vordergrund. Mit der steigenden Produktion von Biodiesel ab den 1990er-Jahren wurde Glycerin in großen Mengen verfügbar, da es bei diesem Prozess als Nebenprodukt entsteht. Diese Entwicklung machte es nicht nur günstiger, sondern förderte auch seine vielseitige Verwendung in verschiedenen Industrien.
Heute ist der Inhaltsstoff aus der Kosmetik-, Lebensmittel- und Pharmaindustrie nicht mehr wegzudenken. Seine feuchtigkeitsspendenden, stabilisierenden und vielseitigen Eigenschaften machen es zu einem unverzichtbaren Bestandteil zahlreicher Produkte.
Anwendungen von Glycerin
Der Inhaltsstoff ist aufgrund seiner vielseitigen Eigenschaften in zahlreichen Industrien unverzichtbar. Seine Fähigkeit, Feuchtigkeit zu binden, Stoffe zu stabilisieren und eine glatte Textur zu verleihen, macht es besonders in der Kosmetik- und Pharmaindustrie beliebt. Aber auch in Lebensmitteln und anderen Bereichen findet Glycerin eine breite Anwendung.
In der Kosmetik
In der Kosmetik wird Glycerin vor allem wegen seiner feuchtigkeitsspendenden und stabilisierenden Wirkung geschätzt. Es hilft der Haut, Feuchtigkeit zu bewahren, reduziert Trockenheit und Spannungsgefühle und sorgt für ein geschmeidiges Hautgefühl. Produkte wie Cremes, Seifen und Zahnpasta enthalten den Zuckeralkohol, um Textur und Wirkung zu verbessern. Auch in Parfüms spielt Glycerin eine Rolle, da es die Duftkomponenten stabilisiert und die Entfaltung des Dufts unterstützt. Glycerin-haltiges Parfüm online kaufen ist hierbei eine gute Option, um euch einen Überblick über die Inhaltsstoffe zu verschaffen.
In der Lebensmittelindustrie
Glycerin wird in Lebensmitteln vor allem als Feuchthaltemittel und Süßungsmittel eingesetzt. Es sorgt dafür, dass Produkte wie Backwaren oder Kaugummi ihre Konsistenz und Frische behalten. Als Zusatzstoff ist es unter der Bezeichnung E-422 zugelassen.
In der Pharmazie
In der Pharmazie dient die Flüssigkeit als Basis für Salben, Zäpfchen und Inhalationslösungen. Seine hydratisierenden und stabilisierenden Eigenschaften machen es zu einem wichtigen Hilfsstoff, der in einer Vielzahl von Arzneimitteln eingesetzt wird.
Weitere industrielle Anwendungen
Neben den genannten Bereichen wird der Stoff auch in der Industrie vielfältig genutzt. Es dient als Hauptbestandteil von Nitroglycerin, das für Sprengstoffe wie Dynamit verwendet wird, und als Weichmacher in der Kunststoffherstellung. Zudem findet es in der Tabakindustrie Verwendung, wo es die Feuchtigkeit des Tabaks bewahrt.

Wirkung & Vorteile
Glycerin überzeugt durch seine feuchtigkeitsspendenden, stabilisierenden und hautfreundlichen Eigenschaften. Diese Vielseitigkeit macht es zu einem der gefragtesten Stoffe in verschiedenen Industrien.
Wirkung auf Haut und Haar
Glycerin wird häufig in der Haut- und Haarpflege eingesetzt, da es Feuchtigkeit anzieht und speichert. Es wirkt dabei wie ein natürlicher Feuchtigkeitsmagnet. Diese Fähigkeit schützt die Haut vor Austrocknung, verbessert ihre Elastizität und hinterlässt ein glattes Hautgefühl. Für Haare bietet der Zuckeralkohol ähnliche Vorteile: Es hydratisiert die Haarstruktur, reduziert Spliss und verleiht dem Haar Glanz.
Vorteile in der Haut- und Haarpflege:
- Unterstützt die Regeneration trockener und empfindlicher Haut.
- Schafft eine Barriere gegen schädliche Umwelteinflüsse.
- Verhindert Frizz und stärkt die Haarstruktur.
Glycerin ist besonders geeignet für Produkte, die sich an Menschen mit empfindlicher Haut oder trockenem Haar richten, da es keine reizenden Eigenschaften besitzt.
Stabilisierung von Formulierungen
Neben seiner feuchtigkeitsspendenden Wirkung ist Glycerin ein bewährter Stabilisator in kosmetischen und pharmazeutischen Formulierungen. Es verhindert, dass Produkte wie Cremes oder Lotionen austrocknen oder ihre Konsistenz verlieren. Zudem trägt es dazu bei, die Haltbarkeit von Produkten zu verlängern, indem es Mikroorganismen das Wachstum erschwert.
Weitere Vorteile
- Biologische Abbaubarkeit: Glycerin ist umweltfreundlich und zerfällt vollständig in natürliche Bestandteile.
- Vielseitigkeit: Es kann in verschiedenen Produkten eingesetzt werden, von Seifen über Lippenbalsam bis hin zu medizinischen Salben.
Mögliche Nachteile
Trotz seiner Vielseitigkeit gibt es auch potenzielle Nachteile, die bei der Verwendung von Glycerin berücksichtigt werden sollten:
- Feuchtigkeitsentzug in trockenen Umgebungen: In Umgebungen mit sehr niedriger Luftfeuchtigkeit kann Glycerin Feuchtigkeit aus den tieferen Hautschichten anziehen, was zu einer Austrocknung der Haut führen kann. Daher ist die richtige Dosierung in Formulierungen entscheidend.
- Probleme durch Palmölproduktion: Ein Großteil des natürlichen Glycerins stammt aus Palmöl, dessen Anbau oft mit Entwaldung und Verlust von Biodiversität verbunden ist. Eine Studie des Wuppertal Instituts untersucht die Umweltwirkungen eines verstärkten Anbaus der Ölpalme zur Energieversorgung und hebt die Bedeutung nachhaltiger Produktionsmethoden hervor. Diese ökologische Problematik betrifft vor allem Glycerin, das aus industrieller Massenproduktion stammt.
- Synthetische Herstellung: Obwohl synthetisches Glycerin unabhängig von landwirtschaftlichen Rohstoffen ist, erfordert seine Herstellung hohe Energiemengen und trägt zur Nutzung fossiler Ressourcen bei.
Wie diese Nachteile minimiert werden können: Nachhaltige Alternativen aus Biodieselproduktion oder pflanzlichen Quellen mit Bio-Zertifikaten sind eine umweltfreundlichere Option. Verbraucher sollten zudem auf transparente Hersteller und geprüfte Siegel achten.
Glycerin und Nachhaltigkeit
Die Nachhaltigkeit von Glycerin hängt stark von seiner Herkunft ab. Während Palmöl-basiertes Glycerin effizient ist, führt der Anbau von Ölpalmen häufig zu Entwaldung, Biodiversitätsverlust und sozialen Konflikten. Synthetisches Glycerin, das aus Erdöl gewonnen wird, ist unabhängig von landwirtschaftlichen Ressourcen, jedoch weniger umweltfreundlich aufgrund des hohen Energieaufwands und der Nutzung fossiler Rohstoffe.
Eine nachhaltigere Alternative ist die Gewinnung des Stoffs aus Abfallprodukten der Biodieselproduktion. Dieser Prozess nutzt Abfälle effizient und reduziert die Abhängigkeit von Palmöl. Zudem bieten pflanzliche Rohstoffe aus kontrolliert biologischem Anbau eine umweltfreundlichere Option. Verbraucher können nachhaltiges Glycerin anhand von Zertifikaten wie dem RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil) oder Bio-Siegeln erkennen.

Kauf und praktische Anwendung von Glycerin
Die Flüssigkeit ist vielseitig einsetzbar und sowohl in fertigen Produkten als auch als reiner Rohstoff erhältlich. Beim Kauf spielt die Qualität eine entscheidende Rolle. Reines Glycerin, häufig als „pharmazeutisch rein“ deklariert, eignet sich besonders für kosmetische und medizinische Anwendungen. Es ist frei von unerwünschten Zusatzstoffen und daher besonders hautfreundlich. Nachhaltigkeitsbewusste Verbraucher sollten darauf achten, dass der Inhaltsstoff aus pflanzlichen Quellen oder als Nebenprodukt der Biodieselproduktion stammt. Zertifikate wie Bio-Siegel oder der RSPO-Standard können dabei helfen, umweltfreundliche Produkte zu identifizieren.
In der Praxis wird der Inhaltsstoff häufig in Hautpflegeprodukten wie Cremes, Lotionen und Seifen verwendet, um die Haut mit Feuchtigkeit zu versorgen und ihre Schutzbarriere zu stärken. In Haarpflegeprodukten wie Shampoos und Conditionern sorgt es für Geschmeidigkeit und Schutz vor Trockenheit. Auch in selbstgemachten Pflegeprodukten findet Glycerin Anwendung: Gesichtsmasken, Handcremes oder Sprays für krauses Haar profitieren von seinen hydratisierenden Eigenschaften. Diese Vielseitigkeit macht den Stoff sowohl für den industriellen als auch für den privaten Gebrauch unverzichtbar.
Fazit
Glycerin ist ein unverzichtbarer Inhaltsstoff, der in zahlreichen Bereichen des täglichen Lebens eine zentrale Rolle spielt. Seine feuchtigkeitsspendenden und stabilisierenden Eigenschaften machen es zu einem wertvollen Bestandteil in der Kosmetik, Lebensmittelindustrie und Pharmazie. Von Cremes und Parfüms bis hin zu medizinischen Salben und Backwaren – der Inhaltsstoff sorgt für Qualität, Haltbarkeit und Pflege.
Trotz seiner positiven Eigenschaften gibt es Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf die Nachhaltigkeit. Die Gewinnung aus Palmöl und die synthetische Herstellung aus fossilen Rohstoffen werfen ökologische und soziale Fragen auf. Gleichzeitig bieten Alternativen wie Glycerin aus Biodiesel-Nebenprodukten oder nachhaltig angebauten Pflanzen eine umweltfreundlichere Lösung. Verbraucher, die auf Qualität, Zertifikate und transparente Lieferketten achten, können aktiv zur Förderung nachhaltiger Produktionsmethoden beitragen.
Auch interessant: