In Deutschland entsteht pro Kopf eine halbe Tonne Müll im Jahr – Tendenz steigend. Eine 4-köpfige Familie produziert ca. 13 Kilogramm Hausmüll pro Woche. Abfall entsteht schnell in großen Mengen. Das liegt vor allem daran, dass wir häufig Dinge, die wir nicht mehr brauchen, achtlos oder aus Bequemlichkeit, ohne weiter über die Konsequenzen nachzudenken wegschmeißen. Hinzu kommt die „Herausforderung Mülltrennung“ die, falsch ausgeführt, zu Problemen beim Recycling führen kann. Der Müll wird dann nicht wie vorgesehen wiederverwertet, sondern auf der Deponie entsorgt oder verbrannt. Dem soll durch das Zero Waste Konzept entgegengesteuert werden.
Inhalt
Was ist Zero Waste? Was ist Müll?
Zero Waste bedeutet übersetzt soviel wie „null Müll“, gleichzeitig aber auch die Vermeidung von Verschwendung. Dabei sind verschiedenste Arten von Abfall inbegriffen, die in Gruppen unterteilt werden können. Dazu zählen: Restmüll, Bioabfall, Altpapier, Verpackungen (Gelber Sack), Altkleider, Altglas, Altmetall, Sperrmüll, Elektro-Altgeräte, Grüngut, Altholz, Bauabfälle etc. Nähere Infos, wie ihr Müll richtig trennt und entsorgen könnt sowie was mit den gebrauchten Ressourcen passiert, könnt ihr hier nachlesen.
Das Konzept beschreibt weiterhin einen Zero Waste Lifestyle, bei dem kein Abfall produziert oder Rohstoffe vergeudet werden. Dabei geht es darum alle benutzten Rohstoffe, die schlussendlich nicht mehr gebraucht werden, wiederzuverwenden oder neu zu verwerten. Das Ziel ist es im Optimalfall einen geschlossenen Ressourcenkreislauf zu schaffen.
Die Konzeption von Zero Waste beruht ursprünglich auf drei Geboten: refuse, reduce und reuse. Heutzutage ist es jedoch utopisch, die Ziele durch die Anwendung dieser Regeln zu erreichen. Darum umfasst das moderne Zero Waste sechs Richtlinien:
- refuse (vermeiden),
- reduce (reduzieren),
- reuse (wiederverwerten),
- repair (reparieren),
- recycle (recyceln) und rot (kompostieren).
Wie lässt sich Zero Waste leben?
Damit das Konzept in die Realität umgesetzt werden kann gilt es, die Regeln in der oben angeführten Reihenfolge einzuhalten.
Refuse – Potenziellen Müll vermeiden
Beim „vermeiden“ geht es darum weitestgehend zu verhindern, dass der Müll überhaupt eine Chance bekommt zu Hause zu landen. Dazu zählen zum Beispiel unnütze Verpackungen von Lebensmitteln, die auch unverpackt erhältlich sind. Ein weiterer großer Faktor sind Werbewurfsendungen, die von den meisten Hausbewohnern ungeachtet sowieso direkt in der Tonne landen. Sinnlose Werbung im eigenen Briefkasten könnt ihr jedoch leicht vermeiden, indem ihr einen Zettel oder Kleber mit dem Hinweis „Keine Werbung!“ am Briefkasten anbringt. Oft werden auch Probepackungen oder Werbegeschenke angenommen, die am Ende im Mülleimer landen. Wer dazu neigt jene Dinge nicht aufzubrauchen, sollte sie garnicht erst annehmen. In letzter Konsequenz endet es leider nur als Abfall. Besonders wichtig ist das Vermeiden beim Einkauf. Tipps, wie ihr auf Abfälle beim Einkaufen verzichten könnt, findet ihr weiter unten in diesem Artikel.
Reduce – Bewusst entscheiden, Müll reduzieren
Wenn ihr Müll vermeiden möchtet sollte es oberste Priorität sein zu überdenken, ob ihr die Produkte, die ihr kaufen wollt wirklich braucht. Hierbei geht es darum bewusst zu konsumieren, das heißt nur so viel, wie nötig zu verbrauchen. Dadurch können Ressourcen geschont werden. In einer Umfrage im Juni 2017 haben 46,5 Prozent der Befragten angegeben, Lebensmittel wegzuwerfen, weil das Mindesthaltbarkeitsdatum abgelaufen war. Weiterhin steigt der Verbrauch von Verpackungen, die ausschließlich zum Verbrauch genutzt werden und schließlich als Müll enden laut der Gesellschaft für Verpackungsmarktforschung mbH jährlich. So wurde 2015 seit 1991 der höchste Wert von 18,2 Millionen Tonnen Verpackungsmüll erreicht – Tendenz steigend. Ein Privathaushalt entsorgt pro Monat durchschnittlich bis zu 30 Prozent der gekauften Lebensmittel, da sie über dem Mindesthaltbarkeitsdatum sind. Diese 30 Prozent sind unnötig, wenn ihr beim Einkaufen darauf achtet, dass ihr nur kauft, was ihr auch essen könnt. Um euren Einkauf besser zu planen ist es sinnvoll im Vorhinein einen Essensplan bzw. eine Einkaufsliste für die Woche zu entwerfen und so den Einkauf vorzubereiten. Übermäßiger Konsum und der damit verbundene volle Kühlschrank geben vielleicht ein gutes Gefühl, führen aber zu sinnlosem Kauf und Ressourcenverbrauch. Jenes Kaufverhalten führt leider auch dazu, dass die Lebensmittel an anderer Stelle fehlen, wo sie wirklich gebraucht werden. Falls ihr doch einmal mehr kaufen solltet, als ihr selbst verbrauchen könnt, ist die Tafel die beste Anlaufstelle, um Lebensmittel zu spenden. Weitere Infos dazu findet ihr hier.
Euren Konsum könnt ihr auch im Hinblick auf andere Ressourcen wie zum Beispiel Bücher, Geschirr, Möbel, Klamotten und vieles mehr reduzieren. Dafür gibt es die Möglichkeit, sich Dinge zu leihen oder zu tauschen. Ebenso werden auch viele Dinge verschenkt, die nicht mehr gebraucht werden. So kann man einerseits Geld sparen und andererseits den Verbrauch von Produkten im allgemeinen reduzieren.
Reuse – Gekauftes gebraucht wiederverwenden
Mit der Reduktion von Konsum geht vor allem das Wiederverwenden diverser Güter einher. Was ihr kaufen möchtet hat meist schon irgendjemand vor euch gekauft. Somit ist es wahrscheinlich, dass ihr das, wonach ihr sucht auf dem Flohmarkt, in Second Hand Shops und natürlich auch im Internet gebraucht finden könnt. Viele dieser Sachen sind noch tadellos und können problemlos weiter verwendet werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob ihr nach Haushaltswaren, Möbeln, Elektronik, Klamotten, Dekoration, Spielzeug, Bücher etc. sucht. Das Gute daran: ihr zahlt in den meisten Fällen natürlich auch weniger für das Produkt.
Ein schönes Beispiel für reuse im Alltag sind Mehrweggläser und Flaschen. Die Vorratsgläser eignen sich für Eingemachtes, zum Einfrieren, zum Aufbewahren von Gewürzen, Lebensmitteln etc., als Windlicht und vieles mehr. Flaschen können ebenfalls mehr als nur einmal verwendet werden. Gleiches gilt zum Beispiel auch für Einwegrasierer, Frischhalte- oder Alufolie, die ebenso mehr als einmal zum Abdecken verwendet werden kann. Besonders schön am wiederverwenden von Glasbehältern ist, dass ihr sie auch nach hundertfacher Benutzung in den Glascontainer werfen könnt und somit auch der Industrie die Möglichkeit bietet Wiederverwertung stattfinden zu lassen.
Repair – Reparieren statt austauschen
Für die meisten von uns sind Reparaturen ein anstrengendes und mühsames Unterfangen, weswegen wir uns häufig dafür entscheiden kaputte Sachen wegzuwerfen und durch neu gekaufte zu ersetzen. Bei technischen Geräten wie Autos, Waschmaschinen oder Computern, die einmal viel Geld gekostet haben, ist es eigentlich Gang und Gebe die Geräte reparieren zu lassen oder selbst daran zu basteln. Wieso tun wir das nicht einfach auch bei Dingen, die nicht so wertvoll sind? Der Zero Waste Lifestyle sieht vor, dass auch vergleichsweise günstige Sachen nicht weggeworfen, sondern repariert werden sollten. Heutzutage gibt es eine Vielfalt an Möglichkeiten sich einige Fähigkeiten selbst anzueignen. Dafür eignen sich Do it yourself Videos, Tutorials, Internet-Foren oder der Austausch mit Freunden und Bekannten. Auch fehlende Werkzeuge sollten der Sache keinen Abbruch tun – es gibt immer Mittel und Wege benötigte Dinge auszuleihen oder eine andere kreative Lösung zu finden.
Wenn ihr tatsächlich nicht weiterkommt habt ihr die Möglichkeit Repair-Stationen zu besuchen oder zum Fachmann bzw. zur Fachfrau zu gehen. Gängig ist dieses Konzept zum Beispiel bei Fahrrad-Reparaturen. Im Internet finden sich außerdem viele Bastler, die für einen sehr kleinen Preis Unterstützung leisten können. Einen Versuch ist’s wert! Das Mühsame am Reparieren ist zwar, dass mehr Zeit und Geduld benötigt wird und ihr natürlich auch scheitern könnt. Aber auch daraus lässt sich immer irgendwie etwas Positives ziehen – im besten Falle habt ihr sogar ein Erfolgserlebnis.
Recyceln – Aus alt mach neu
In Deutschland wird von Landkreis zu Landkreis anders recycelt. Die gängigsten Varianten sind die gelbe Tonne für Produkte, die auf die Wiederaufwertung ausgerichtet sind (auf Verpackung gekennzeichnet) und Plastikmüll oder die blaue Tonne für Altpapier. Weiterhin gibt es eigentlich überall Altglas-Container. Teilweise stehen diese sogar bei den hauseigenen Mülltonnen. Diese Container gibt es auch für Altkleider, die dann in die Altkleidersammlung kommen und wieder verwendet werden können. Durch dieses Entsorgungssystem wird aus den gebrauchten Rohstoffen wieder ein neues Produkt, weshalb ihr unbedingt darauf achten solltet, dass diese Dinge nicht im Restmüll landen.
Rot – Kompostieren
Kompostieren ist einfacher als man denkt. Kompostierbar ist quasi alles pflanzliche und auch Restmüll, wie gekochte tierische Produkte oder Milchprodukte. Dazu wird kein eigener Garten benötigt. Überall gibt es örtliche Kompostierungsanlagen bzw. Biotonnen. Seit dem 01. Januar 2017 müssen die Gemeinden, welche keine Biotonnen anbieten an den Wertstoffhöfen ebenfalls Kompostmaterial annehmen. Daraus wird Erde und teilweise Biogas gewonnen.
Zero Waste Tipps
Es gibt einige Tipps, die dabei helfen können weniger Abfall bzw. Müll zu produzieren und vor allem weniger und sinnlos zu konsumieren:
- Bewusst einkaufen und konsumieren: Macht euch eine Einkaufsliste und stellt euch die Frage: Brauche ich das wirklich? Kann ich dieses Produkt möglicherweise auch im Unverpackladen bzw. unverpackt kaufen?
- Verzichtet weitestgehend auf Plastik. Es benötigt bis zu 400 Jahre um zu verrotten und wird meist aus Erdöl hergestellt, was als endliche Ressource gilt.
- Versucht so viel wie möglich selbst zu machen: Mit ein bisschen Mühe und wenigen Zutaten lassen sich viele Dinge oder auch Lebensmittel selbst herstellen. Dazu zählen zum Beispiel auch Kosmetikartikel, die ganz verpackungsfrei gekauft oder eben selbst angerührt werden können.
- Verwendet Verpackungen, Plastik, Gläser, Produkte, Konsumgüter, Gekauftes wieder.
- Bevor ihr Teile neu kauft, informiert euch, ob es euer Wunschprodukt vielleicht auch gebraucht, Second Hand, online oder auf dem Flohmarkt gibt. Großes Plus daran: Es ist günstiger!
- Entscheidet euch für Materialien, die mehrfach verwendet werden können – das gilt zum Beispiel für (Damen-)Hygieneartikel.
- Achtet darauf, dass das Produkt recycelbar oder recycelt ist (zum Beispiel Toilettenpapier).
- Versucht die oben ausgeführten Regeln anzuwenden – dann seid ihr auf einem guten Weg zum Zero Waste Lifestyle.