Da es immer mehr Naturkosmetik-Anbieter gibt, ist es schwer, den Überblick zu behalten. Was ist zertifizierte Naturkosmetik, was Biokosmetik und was sieht einfach nur „grün“ aus? Da es in Deutschland noch keine einheitliche Definition von Naturkosmetik gibt, kann sich prinzipiell jeder Hersteller mit Worten wie „natürlich“ oder „öko“ schmücken. Um herauszufinden, bei welchen Produkten es sich wirklich um natürliche Kosmetik handelt, helfen Bio- bzw. Naturkosmetik-Siegel. Sie deklarieren zertifizierte Naturkosmetik.
Es gibt allerdings mehrere Kennzeichnungen, die unterschiedliche Richtlinien verfolgen. Um euch einen Überblick zu geben, habe ich die wichtigsten Informationen zu den bekanntesten Siegeln zusammengetragen und verglichen.
Die größten und wichtigsten Siegel für Naturkosmetik in Deutschland sind BDIH, Ecocert und Natrue, die allesamt für einen nachhaltigen Umgang mit der Natur stehen.
Je nach Label sind die Kriterien unterschiedlich streng, allerdings handelt es sich bei allen um Naturkosmetik. Ein Produkt, das eines der Siegel trägt, wird als zertifizierte Naturkosmetik bezeichnet. Dies muss sich allerdings nicht immer auf alle Produkte einer Marke beziehen. Auch das Zertifizieren einzelner Produkte oder Produktreihen ist möglich.
Die Naturkosmetik-Siegel stehen für garantiert natürliche Inhaltsstoffe und dafür, dass zur Entwicklung der Produkte keine Tierversuche durchgeführt wurden. Der Anteil an biologisch angebauten Inhaltsstoffen wird hingegen nicht durch diese Kennzeichnungen geregelt, da es hierfür noch keine gesetzlichen Vorgaben gibt. Bedeutet im Klartext: Zertifizierte Naturkosmetik ist nicht automatisch bio. Was Biokosmetik bedeutet, erfahrt ihr in diesem Artikel.
Siegel für zertifizierte Naturkosmetik
Im Folgenden erfahrt ihr mehr über die drei Naturkosmetik-Siegel.
1. BDIH
Der Bundesverbands deutscher Industrie- und Handelsunternehmens für Arzneimittel, Reformwaren, Nahrungsergänzungsmittel und Körperpflegemittel e.V. ist eine non-prosit Organisation, die bereits 1951 gegründet wurde. Im Jahr 2008 wurden einheitliche europaweite Standards für Natur- und Biokosmetik eingeführt.
Das Thema Tierversuche wird beim BDIH großgeschrieben: Weder bei der Herstellung, der Entwicklung oder der Prüfung von Rohstoffen und Endprodukten dürfen Tests an Tieren durchgeführt oder in Auftrag gegeben werden.
Marken mit BDIH-Siegel sind zum Beispiel:
Alviana, Aubrey Organics, Ananné, Apeiron, Benecos, Bergland, Bioturm, Cobicos, Dr. Hauschka, Farfalla, i+m Naturkosmetik, Khadi, Living Nature, Luvos, Plaine, Sante, Sensisana, Speick Naturkosmetik, Tautropfen, Terra Naturi, und Gretel, Yverum, Zuii
2. Natrue
Natrue ist ein internationaler non-profit Verband, der im Jahr 2007 gegründet wurde, um Naturkosmetik weltweit zu fördern und gleichzeitig zu schützen. Das erste von Natrue zertifizierte Produkt kam 2009 auf den deutschen Markt. Anfang 2015 wurden bereits über 4300 Produkte Natrue-zertifiziert.
Bei Natrue gibt es insgesamt drei Zertifizierungsstufen, die zwischen Naturkosmetik, Naturkosmetik mit Bio-Anteil und Biokosmetik unterscheiden. Bis vor einer Weile wurde dies mit Hilfe von ein bis drei Sternen am Logo verdeutlicht, die nun aber abgeschafft wurden. Dadurch ist die Einstufung für den Verbraucher nicht mehr so leicht nachzuvollziehen. Es sei denn, Marken drucken den enthaltenen Bio-Anteil selbst auf die Verpackung, was zum Beispiel Primavera macht, um für größtmögliche Transparenz zu sorgen.
- Bei Naturkosmetik müssen natürliche und naturnahe Inhaltsstoffe enthalten sein.
- Bei Naturkosmetik mit Bio-Anteil müssen mindestens 70% der natürlichen Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau stammen.
- Bei Biokosmetik müssen mindestens 95% der natürlichen Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau stammen.
Bei dem Großteil der von Natrue zertifizierten Produkte handelt es sich um Naturkosmetik.
Seit 2014 müssen alle von Natrue zertifizierten Kosmetika frei von Tierversuchen sein. Dies inkludiert, dass Produkte, die das Siegel tragen, nicht mehr in Länder exportiert werden dürfen, die im Verdacht stehen, Tierversuche durchzuführen.
Marken mit Natrue Siegel sind zum Beispiel:
Alterra, Alverde Naturkosmetik, Alviana, Amanprana, Ananné, Bi good, Biokosma, Dr. Bronner’s Magic Soaps, Dr.Hauschka, Farfalla, Go & Home, Lavera, Lenz Naturpflege, Logona, Luxsit, Marie w., Master Lin, Neobio, Nonique, Oceanwell, Primavera, Santaverde, Sante, Terra Naturi, Weleda
Rund 70% der zertifizierten Naturkosmetik in Deutschland trägt das Natrue Siegel. Produkte können auch mehrere Siegel tragen.
3. Ecocert
Seit 2002 wird Kosmetik von Ecocert geprüft und zertifiziert. Auch bei Ecocert gibt es zwei Stufen der Zertifizierung: Biokosmetik und Naturkosmetik
- Bei Biokosmetik müssen mindestens 95% der natürlichen Inhaltsstoffe und mindestens 10% der gesamten Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau stammen.
- Bei Naturkosmetik müssen mindestens 50% der natürlichen Inhaltsstoffe und mindestens 5% der gesamten Inhaltsstoffe aus biologischem Anbau stammen.
Bei dem Großteil der von Ecocert zertifizierten Produkte handelt es sich um Naturkosmetik.
Marken mit Ecocert Label sind zum Beispiel:
Alva Naturkosmetik, Dabba, Eco Cosmetics, Florame, Kivvi Cosmetics, Lakshmi, Madara, Cattier, Ringana
Zertifizierte Naturkosmetik – Unterschiede und Gemeinsamkeiten der Siegel
Alle Produkte, die die genannten Gütezeichen tragen, haben gemein, dass sie frei von synthetischen Duft- und Farbstoffen sind, keine Silikone und Erdöle oder deren Derivate enthalten. Auch ist stehen die Naturkosmetik-Siegel für tierversuchsfreie Produkte. Dies bedeutet allerdings nicht, dass die Produkte auch vegan sind. Inhaltsstoffe wie etwa Bienenwachs dürfen also verwendet werden. Die folgende Tabelle zeigt noch einmal alle Gemeinsamkeiten und Unterschieden zwischen den drei bekanntesten Siegeln auf:
Natrue | BDIH | Ecocert | |
---|---|---|---|
Tierversuchsfrei | ja | ja | ja |
Synthetische Duftstoffe | nein | nein | nein |
Synthetische Farbstoffe | nein | nein | nein |
Silikone | nein | nein | nein |
Erdölprodukte | nein | nein | nein |
Bio-Anteil | nicht vorgegeben | gilt für bestimmte Pflanzen* | >5% |
Anzahl zertifizierter Unternehmen | >200 | >100 | >1.000 |
* Bei Produkten, die das BDIH-Siegel tragen, müssen folgende pflanzliche Bestandteile aus biologischem Anbau stammen: Sheabutter, Ringelblume, Kamille, Soja, Sonnenblume, Pfefferminze, Olive, Hagebutte, Rosmarin, Salbei, Besam, Jojoba, Brennessel, Kokospalme, Ölpalme
Mit diesen Siegeln seid ihr auf der sicheren Seite, wenn ihr Naturkosmetik sucht. Beim Kauf stellen diese allerdings nur eine Hilfestellung dar. Denn zum einen gibt es auch noch andere Kennzeichnungen, wie etwa das Demeter Label, das Qualität bescheinigt, aber kein klassisches Siegel ist. Zum anderen können auch Kosmetik-Produkte ohne Siegel von höchster Qualität sein. Dies ist oftmals bei kleinen Marken bzw. Manufakturen der Fall, die sich eine Zertifizierung noch nicht leisten können. Hier hilft euch nur ein geübter Blick auf die Inhaltsstoff-Liste oder eine Recherche im Internet weiter.
Zertifizierte Naturkosmetik – Liste der wichtigsten Marken
Im folgenden findet ihr eine Liste mit Marken zertifizierter Naturkosmetik. Einfach auf die jeweilige Marke klicken, um mehr zu erfahren:
- Alterra
- Alva Naturkosmetik
- Alverde Naturkosmetik
- Alviana
- Benecos
- CMD Naturkosmetik
- Cattier
- Dabba
- Dr. Bronner’s
- Dr.Hauschka
- Eco Cosmetics
- Farfalla
- Florame
- i+m Naturkosmetik
- Khadi
- Kivvi Cosmetics
- Lavera
- Lenz Naturpflege
- Logona
- Madara
- Marie w.
- Martina Gebhardt
- Neobio
- Nonique
- Oceanwell
- Primavera
- Santaverde
- Sante
- SensiSana
- Terra Naturi
- Urtekram
- Weleda
Das könnte euch auch interessieren:
1 Kommentar
Leider fällt bei der Beschreibung das Label von ICADA raus, was wesentlich strengere Richtlinien hat. z.B. hat ECOCERT ca. 2.000 akzeptierte und beglaubigte Chemikalien, BDIH ca. 600 und ICADA nur 50. Ich selbst bemühe mich als kleine Kosmetikfirma um ein Label für Mineral-Kosmetik. Diese braucht eigentlich kein Bio-Label, weil Mineralien nicht angebaut werden. Es ist also irreführend und besagt gar nichts. Ich bin quasi gezwungen, mir ein Label für viel Geld zu kaufen, weil die großen Anbieter auch eines haben, was aber vielfach nur formal ist. Es gibt Mineral-Makeup-Anbieter, die Reismehl oder Maismehl oder gar Talkum in das Puder mischen und das ist alles naturkosmetik-zertifizierbar, gehört aber in reines Mineral-Makeup nicht hinein. Das einzig wichtige ist, sich mit den Inhaltsstoffen in den INCI-Listen auskennen zu lernen. Herzlich Karin Hunkel von ANGEL MINERALS.